Dieser Beitrag ist Melissa und all denen gewidmet, die den Mut haben ihrem Herzen und ihrem inneren Ruf zu folgen. Ich bin einer wundervollen jungen Frau begegnet, die genau das tut. Sie geht ihren Weg, auch wenn sie noch nicht genau weiß, wie er aussieht und ob es gelingt. Genau an diesem Punkt habe ich auch gestanden. Vielleicht kann ich ihr so etwas wie ein „Zukünftiges-Ich“ sein, die sie rückblickend ermutigt, voller Vertrauen ihrer Berufung und ihrem Herzen, step by step zu folgen. Hier kommt meine persönliche Geschichte…

Wie alles begann

Ich war 16 als ich mit meinem Bruder in einem Konzert von Herman van Veen war. Nach der Vorstellung stand ich vor der Beethovenhalle und plötzlich durchfuhr es mich: „Irgendwann werde ich was ganz Tolles machen!“ Dieser Satz purzelte mit solch einer Gewissheit aus mir heraus und ich hatte keine Ahnung, was er zu bedeuten hatte…  20 Jahre später lüftete sich das Geheimnis. Eine liebe Freundin rief mich damals an und fragte, ob ich Herman van Veen massieren wolle?! Meine Hände wurden warm und ich sagte JA! Der Veranstalter hatte vor Ort in der Praxis angefragt, in der sie arbeitete. Sie stillte damals noch und so ging ihre Empfehlung an mich weiter. Es war magisch. In mir wurde eine Welle von Lebensfreude und Energie frei. Ein Tag nachdem ich ihn backstage behandelt hatte, stand mein Telefon nicht mehr still und meine noch frische Selbständigkeit in der Körperarbeit nahm richtig Fahrt auf. Ich hatte die Ehre und die Freude Herman van Veen acht Jahre lang zu massieren, bevor er auf die Bühne ging.  Als Kind liebte ich die Natur und den Garten meiner Großeltern, indem all das Gemüse wuchs, dass wir als Familie aßen. Der Garten blühte wunderschön. Schmetterlinge, die vielen Marienkäfer in der Ligusterhecke und eine wilde (dreifarbige) Glückskatze waren meine geheimen Freunde. Als ich meinen Wunsch äußerte Gärtnerin zu werden, sagte meine Oma: „Was, du willst im Dreck wühlen?“ Als Kriegskind war dieser Beruf in ihren Augen kein erstrebenswertes Ziel. Wie die Pflanzen wurde ich „kultiviert“, denn damals war es eine Schande zu glauben, dass wir Menschen ein ein Teil der Natur sind. Akkordarbeit, acht Stunden körperliche Strapazen waren ein harter Übergang in die Berufswelt, in der mir beigebracht wurde, dass das Leben kein Zuckerschlecken ist und man für sein Geld hart arbeiten muss. Meine Liebe zur Natur blieb. Nach abgeschlossener Ausbildung war ich mit einem reisenden Gärtner unterwegs. Wir legten in Süddeutschland, der Schweiz, Österreich und Frankreich naturnahe Gärten an und ich lernte viel aus diesen Erfahrungen und besonderen Begegnungen.

Die Villa Schaaffhausen

Meine Mutter und ihr Mann waren mutige Pioniere. Sie führten 28 Jahre lang ein Seminarhaus mit 3 ha Land, mitten im wunderschönen Siebengebirge. Ich wurde sesshaft, legte meine Meisterprüfung ab, bildete GärtnerInnen im ersten Lehrjahr aus und nahm bei der Landwirtschaftskammer die Gesellenprüfung mit ab. Wir bauten Bioland-zertifiziert Gemüse, Obst und Kräuter für den eigenen Seminarhausbetrieb an und verkauften den Überschuss auf dem Markt. Den Mut meiner Eltern, die Arme hochzukrempeln, habe ich geerbt. Doch es gab auch eine Kehrseite. All die Jahre hatte ich körperlich wie ein Mann geschuftet und mein(e) Körper(in) wusste, dass ich das in dieser Form nicht bis ins hohe Alter weiter machen kann. So hegte ich mit Anfang/Mitte dreißig den Wunsch, mich beruflich zu verändern. Ich wollte Hebamme werden. Mein Herz schlägt für eine sanfte und selbstbestimmte Geburt. Doch damals hatte man nur eine Chance auf einen Ausbildungsplatz, wenn man bereits einen medizinischen Beruf in der Tasche hatte und z.B. Krankenschwester war. (Heute fällt dieser wichtige Berufsstand fast hinten über.) Da kam ein indischer ayurvedischer Arzt auf mich zu und fragte mich, ob ich im Bereich Ayurveda lernen und arbeiten wollte. Ich bekam große Augen und dachte, warum nicht!? Wir haben vierhändig (synchron) massiert und ich habe mich ab dem ersten Augenblick an Zuhause gefühlt! Zwei Jahre haben wir im Seminarhaus meiner Eltern zusammen gearbeitet. In dieser Zeit machte ich mich erneut auf eine spannende Reise. Unterschiedliche Ausbildungen im Bereich Ayurveda, ganzheitliche Körperarbeit und die Heilpraktikerprüfung haben mich in ihren Bann gezogen. Ich werde wohl nie aufhören neugierig eine Schülerin des Lebens zu sein.

Selbstermächtigung 

Es war jedoch höchste Zeit, dass ich mich aus dem Betrieb meiner Eltern löste und mich nach meinen Werten auf meine eigenen Füße stellte. Wieder war da ein Engel an meiner Seite, der mich unterstützte. Ich sprach mit einem Arzt in Bonn, (den ich nicht einmal näher kannte). Daraufhin wollte er in seiner Praxis Ayurveda-Kuren anbieten und überlegte gemeinsam mit seinem Team, Umbauten dafür vorzunehmen. Dann hatte er jedoch eine bessere Idee. Er kannte den Direktor vom Steigenberger Hotel auf dem Venusberg. Übernachtungsmöglichkeiten waren dort gegeben. Schnell war klar, dass ich dort starte. Der Arzt zog sich zurück, da er sah, dass ich auch ohne ihn laufen konnte. Im Saunabereich wurde mir ein Raum zur Verfügung gestellt, wofür ich ein Jahr lang keine Miete zahlen brauchte. Der Raum wurde für meine Bedürfnisse renoviert und das Hotel produzierte einen Flyer für mich. Es war ein perfekter Start. Ich weiß nicht woher ich den Mut und das Vertrauen hatte, denn ich war noch mitten in meinen Ausbildungen. Ich wollte beginnen, bevor ich perfekt war und ich nahm von Anfang an ein angemessenes Honorar. Es kamen Gäste, Künstler und Prominente, manchmal sogar mit Bodyguard. Da ich in Bad Honnef lebte und nicht täglich pendeln wollte und im Alten Badehaus ein Wellnessbereich und Ärztehaus mit Anbindung an ein Hotel gebaut wurde, bewarb ich mich dort und bekam sofort die Zusage. Hier entwarf und formulierte ich meinen eigenen Flyer und meine Webseite. Jetzt bin ich, oh staune,  seit über 20 Jahren in meiner Praxis für ganzheitliche Körpertherapien.  Im Rückblick hat sich alles wie ein Puzzle auf wundervolle Weise ineinander gefügt. Ich bin voller Dankbarkeit für jeden einzelnen Schritt. Keinen möchte ich davon missen, denn Schwierigkeiten und Herausforderungen haben mich wachsen lassen. Ich zweifelte nicht an mir oder meinem Vorhaben und ein Schritt folgte dem Nächsten. Immer noch schließen sich Kreise auf wundersame Weise, denn heute unterrichte ich Hebammen (in Fußreflexzonenmassage, Schwangerschafts- und Babymassage).  Mein Angebot für die Hebammen wurde im vergangenem Jahr im „Zentrum für Geburt und Leben“ im Chiemgau angeboten. Meine Freundin und Seminarleiterin des Hauses, nahm sich jedoch in einem reißenden Fluss das Leben, das alles ins Wanken brachte. So nahm ich die Ausschreibung der Kurse zu mir, jedoch mit nur einer Anmeldung. Vier Wochen vor Beginn sagte ich den Kurs ab. Da meldete sich die engagierte Melissa Kaeber bei mir. Sie wollte unbedingt bei mir lernen. Sie hatte ihren ersten Babymassage-Kurs bereits zugesagt! Die Ferienwohnung war gemietet und ihr Mann hatte sich Urlaub genommen. Er würde hier auf die Kinder aufpassen und ihr während der Kurswoche den Rücken freihalten. Ihr Engagement und ihre Klarheit beeindruckten mich. Als ich entschied, ich würde den Kurs auch für sie alleine machen, war sie überglücklich. Während ich ihr das sagte, fühlte auch ich mich innerlich beschenkt. Lass dich von deinem Herzen liebevoll an die Hand nehmen und führen. Mit ihm gemeinsam dürfen all die kleinen und großen Wunder geschehen, an jedem neuen Tag.