Hallo und herzlich willkommen bei „Vom Leben berührt“ – deinem Podcast für transformative Körperarbeit. Hier kannst du nicht nur die Episode anhören, sondern auch das gesamte Gespräch mit Stefan Weber nachlesen. Gemeinsam tauchen wir ein in die spannende Welt der Achtsamkeit und erforschen, wie unser Nervensystem – geprägt durch Erfahrungen und die Polyvagaltheorie – unser tägliches Wohlbefinden beeinflusst.  


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Wie können wir durch achtsames Handeln eine innere Balance finden? Welche Rolle spielen Körperwahrnehmung und Selbstfürsorge dabei? In diesem Gespräch erkunden wir praktische Ansätze, um in Verbindung mit uns selbst zu treten, Stress zu regulieren und mehr Leichtigkeit in den Alltag zu bringen. Lass dich inspirieren, achtsamer mit dir und deinem Körper umzugehen!

Hallo lieber Stefan, ich freue mich sehr, heute mit dir in die Welt der Achtsamkeit einzutauchen – einem Thema, das im stressgeprägten Alltag oft untergeht, obwohl es gerade im zwischenmenschlichen Kontakt und in der Körperarbeit so zentral ist. 

Wir haben uns im Zertifikatskurs des Polyvagal-Instituts von Steven Porges kennengelernt – was für mich ein großes Geschenk ist. Ich erinnere mich auch an deinen inspirierenden Podcast bei Verena König, der mir gezeigt hat, dass Meditation nicht immer für alle einfach möglich ist, wie ich lange glaubte. Gerade weil viele von uns mit Selbstzweifeln kämpfen, wenn der meditative Weg holprig erscheint, verlinke ich diese Folge gern in den Show Notes.

Herzlich willkommen, lieber Stefan.
Stefan: Hallo, liebe Petra. Ich freue mich, dass wir über die Polyvagal-Akademie verbunden sind und heute über Wege sprechen, wie man Achtsamkeit praktisch in den Alltag integriert – ein Ansatz, der mir seit vielen Jahren am Herzen liegt.

Persönliche Wege zur Achtsamkeit

Stefan: Auf meinem Weg zur Achtsamkeit suchte ich stets nach Methoden, die mir helfen, meinen Alltag besser zu meistern und den Kontakt zu mir selbst wiederzufinden. Ursprünglich wandte ich mich dem Buddhismus zu und übte das Fokussieren auf die Atmung intensiv. Doch bald merkte ich, dass diese Praxis oft nur einen Teil meines Erlebens erfasst – sie blendet andere innere Prozesse und äußere Eindrücke aus. Durch den Kontakt mit Verena König, Dami Charf und der Polyvagaltheorie fand ich ein Werkzeug, das es mir ermöglichte, Achtsamkeit ganzheitlich zu verstehen und sie an meinen individuellen Alltag anzupassen. Denn letztlich haben nicht nur wir selbst, sondern auch die Prägungen unseres Nervensystems maßgeblichen Einfluss darauf, wie tief wir Achtsamkeit erleben können.

Erleben von Achtsamkeit im Alltag

Petra: Wenn ich in der Natur bin, versuche ich, alle Sinne zu aktivieren – den Wind auf der Haut zu spüren, die Umgebungsgeräusche bewusst wahrzunehmen und auch die feinen Bewegungen meines Körpers zu fühlen. Häufig driftet die Aufmerksamkeit nach wenigen Sekunden in Gedanken von To‑Do-Listen ab. Dieser Moment des Innehaltens u d der Selbstbeobachtung ist für mich ein Schlüssel: ein kurzer Augenblick, in dem ich erneut innehalte, entschleunige und im Hier und Jetzt ankomme. So kann ich meine Aufmerksamkeitsspanne immer wieder weiten und auch feinfühliger die Signale meines Körpers wahrnehmen.

Achtsamkeit und das Zusammenspiel des Nervensystems

Stefan: Ich habe gelernt, dass wahre Achtsamkeit nicht nur ein reiner Fokus auf den Atem oder einen isolierten Sinneseindruck ist. Vielmehr geht es darum, das gesamte Spektrum an inneren Empfindungen – körperliche Reaktionen, Emotionen und Gedanken – simultan wahrzunehmen. Diese ganzheitliche Sichtweise zeigt, wie eng unsere Fähigkeit zur Achtsamkeit mit den Erfahrungen und der Prägung unseres Nervensystems verknüpft ist. Ist unser Nervensystem geprägt von Stress oder Übererregung, so fällt es uns schwer, in einen Zustand der klaren, wohlwollenden Präsenz zu gelangen.

Die zentrale Rolle des ventralen Vagus

In diesem Zusammenhang spielt der ventrale Vagus eine Schlüsselrolle. Er ermöglicht ein nicht‑urteilendes, freundliches Gewahrsein und einen inneren Raum, in dem alle Sinne geschärft, aber entspannt wahrgenommen werden. Ohne seine Aktivität verfallen wir leicht in einen defensiven oder sogar überlebensorientierten Zustand – einen Zustand, der uns daran hindert, wirklich achtsam zu sein. Gerade in Momenten, in denen unser Körper auf Kampf oder Flucht programmiert ist, wird es nahezu unmöglich, in die Ruhe der Meditation einzutauchen.
Petra: Richtig. In hochsympathikotonen Zuständen, wenn unser System ständig auf äußere Bedrohungen reagiert, entsteht eine Flut an Gedanken und impulsiven Bewegungen. Diese unruhige Dynamik verhindert, dass wir uns ganz auf innere Empfindungen einlassen können. Daher ist es entscheidend, in der Meditationspraxis Impulsen Raum zu geben – statt sie zu unterdrücken – um so den Weg zurück in einen ventralen, ausgeglichenen Zustand zu finden.

Achtsamkeit als Meditation in Bewegung

Petra: Ich finde es inspirierend, wie sich Achtsamkeit auch im Alltag als „Meditation in Bewegung“ praktizieren lässt. Sei es beim Gehen, Stehen oder sogar beim Zubereiten einer Mahlzeit – oft beobachten wir, dass unser Geist den Körper überholt, während wir innerlich schon weit abgedriftet sind. Das bewusste Innehalten, das Entschleunigen und das Ankommen im Hier und Jetzt ermöglichen es uns, auf allen Ebenen zu lauschen.
Stefan: Wenn wir in diesem Zustand verweilen, in dem der ventrale Vagus aktiv ist, entsteht ein innerer Raum – eine Art ruhige, wache Lebendigkeit, in der alle Sinne intensiver und gleichzeitig entspannt arbeiten. Dieser Zustand fördert nicht nur das persönliche Wohlbefinden, sondern auch die Fähigkeit, authentische Verbindungen zu anderen Menschen aufzubauen.

Wohlwollen, Selbstakzeptanz und das Feedback des Körpers

Petra: Achtsamkeit bedeutet für mich auch, sich selbst mit Wohlwollen zu begegnen – selbst wenn es mal nicht gelingt, vollkommen präsent zu sein. Unser Nervensystem sendet uns ständig Rückmeldungen zu unseren Emotionen und Gedanken. Indem wir diese Rückmeldungen ohne Urteil annehmen, öffnen wir einen Raum, der es ermöglicht, sich weiterzuentwickeln und wieder in einen ausgeglichenen Zustand zu finden.
Stefan: Genau. Es geht nicht darum, immer perfekt achtsam zu sein, sondern vielmehr darum, sich seiner eigenen inneren Dynamik bewusst zu werden – ob man sich gerade übererregt, abgeschottet oder verbunden fühlt – und dann aktiv den Weg zurück in einen ventralen, sicheren Zustand zu suchen.

Integration in den Alltag und praktische Übungen

Stefan: Viele Menschen glauben, dass Achtsamkeit ausschließlich in sitzender Meditationshaltung praktiziert werden muss. Doch oft ist es viel effektiver, die Praxis in den Alltag zu integrieren. Ich persönlich erlebe das zum Beispiel beim Zähneputzen – bewusst wahrzunehmen, wie sich die Bürste im Mund anfühlt, welchen Geschmack der Schaum hat und wie mein Körper in diesem Moment reagiert.
Diese alltäglichen Übungen ermöglichen es, das Nervensystem langsam an einen Zustand der Achtsamkeit zu gewöhnen. Sie sind wie kleine Trainingsschritte, die uns helfen, unsere inneren Zustände besser zu erkennen und zu regulieren. 

Neugier, Reflexion und der Weg zur inneren Balance

Stefan: Ein zentraler Aspekt, den ich den Hörern mitgeben möchte, ist die bewusste Reflexion des eigenen neuronalen Zustands. Bevor man in eine Achtsamkeitspraxis einsteigt, hilft es, sich zu fragen: Bin ich gerade übererregt, fühle ich mich isoliert oder bin ich in einem Zustand der Verbundenheit? Dieses Erkennen gleicht dem Stimmen des Instruments – ähnlich wie ein Musiker, der seine Töne kennt, bevor er spielt. So können wir gezielt den ventralen Zustand aktivieren, in dem echte Achtsamkeit und Meditation möglich werden.

Angebot und Praxis – Wege zur persönlichen Achtsamkeit

Petra: Magst du kurz erläutern, wie du deine Arbeit gestaltest und welche Angebote du Interessierten zur Verfügung stellst?
Stefan: Gerne. Ich arbeite als „Achtsamkeitsentwickler“ und biete Menschen zwei Zugänge an: Zum einen begleite ich jene, die den Kontakt zu sich selbst oder ihrer Umwelt verloren haben und mehr Achtsamkeit in ihr Leben integrieren möchten. Zum anderen unterstütze ich Menschen auf ihrem individuellen Heilungsweg. Im Rahmen des Ichzentrums in Usingen (Hessen, nahe Frankfurt am Main) – einem traumasensiblen Sozialunternehmen – biete ich neben Coaching auch integrative Trauma-Arbeit an. Weitere Informationen finden sich in den Show Notes, und Interessierte können sich gern schriftlich oder telefonisch an uns wenden.

Abschluss und Ausblick

Petra: Lieber Stefan, ich danke dir für diesen tiefgehenden und inspirierenden Austausch. Es beeindruckt mich, wie du seit über zehn Jahren mit der Polyvagaltheorie arbeitest und uns so wertvolle Einblicke in das Zusammenspiel von Nervensystem, Achtsamkeit und Alltag gibst. Ich freue mich darauf, in Zukunft noch tiefer in diese Thematik einzutauchen und gemeinsam Wege zu erforschen, wie ein polyvagal informierter und traumasensibler Lebensstil zu mehr Wohlbefinden und echter Verbundenheit führen kann.
Stefan: Vielen Dank, liebe Petra. Es war mir eine große Freude, diese Themen mit dir zu teilen. Ich bin dankbar für unseren Austausch und sehe einer Zukunft entgegen, in der wir gemeinsam noch viele Wege zur inneren Balance erkunden.
Petra: Ich danke dir und wünsche dir alles Liebe – bis bald.
Stefan: Dir auch. Alles Liebe. Tschüss.

Vielen Dank, liebe Zuhörerin, lieber Zuhörer, dass du heute bei „Vom Leben berührt“ dabei warst. Ich hoffe, diese Episode hat dich inspiriert, deine Achtsamkeitspraxis zu vertiefen und neue Wege zu entdecken, wie du in turbulenten Momenten des Alltags Ruhe und Verbundenheit finden kannst. Ein besonderer Dank gilt Stefan für seine tiefen Einblicke und praktischen Ansätze.

Wenn dir diese Folge gefallen hat, freue ich mich über dein Feedback und lade dich ein, den Podcast zu abonnieren sowie die Show Notes für weiterführende Informationen zu besuchen. Bis zur nächsten Episode – bleib achtsam und lass dich vom Leben berühren!

 

Links 

Stefan Weber – Coach für NI (Neurosystemische Integration) nach Verena König – traumasensibler Achtsamkeitsentwicklungshelfer- ICH Zentrum, Usingen/Hessen

👉 Homepage von Stefan Weber
👉 Homepage ICH Zentrum 
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👉 E-Mail info-ichzentrum@gmx.de

👉 Im Podcast Verena König 
👉 Im Podcast mit Kathie Kleff 

Für alle Fragen rund um diesen Podcast sende gerne eine E-Mail an:
resonanz@petrafeldbinder.de oder
weberstefan.feingefuehl@gmx.de

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