Mut ist kein angeborener Charakterzug. Mut ist ein lebendiger Prozess, ein Zusammenspiel aus Körperempfindungen, inneren Bildern, Erfahrungen und Beziehung. Und wie ein Wurzelsystem lässt er sich jederzeit nähren – unabhängig davon, wie viel Halt wir in unserer frühen Lebenszeit erfahren haben. Mut kann sich jederzeit neu bilden, wenn wir uns etwas schenken, das Sicherheit kennt.
 

Wenn Mutwurzeln fehlen – was dann?

Viele Menschen merken fehlende innere Wurzeln im Körper, lange bevor sie sie benennen können: ein unsicherer Stand, angespannte Schultern, ein schwerer Brustkorb, flache Atmung oder das Gefühl, nicht ganz im eigenen Leben zu landen. Dann entstehen oft Muster wie Zögern, Schwierigkeiten Grenzen zu setzen, Überanpassung oder der Rückzug ins Unscheinbare. Das hat nichts mit Charakter zu tun. Es sind körperliche Erinnerungen – alte Schutzstrategien, die gelernt haben, vorsichtig zu sein.

Das Entscheidende: Genau wie sie gelernt wurden, können sie auch neu lernen.

Wie Mutwurzeln heute wachsen können

Mut braucht einen Körper, der sich sicher genug fühlt, um etwas Neues zu wagen. Ein Körper, der sich getragen weiß. Und genau hier spielt Regulation eine zentrale Rolle. Mut ist nicht bloß ein emotionaler Zustand, sondern zu einem großen Teil ein regulierter Zustand des Nervensystems. Ein reguliertes System kann wahrnehmen, fühlen, klar denken und in Verbindung bleiben. Ein dysreguliertes System dagegen rutscht in Kampf, Flucht, Erstarrung oder Überanpassung – und dort ist Mut kaum zugänglich, weil der Körper auf Überleben schaltet.

Regulation ist also der innere Boden, auf dem Mut überhaupt erst möglich wird. Mut ist die Bewegung, die daraus entsteht – ein reguliertes System, das sich ein Stück hinauslehnt in das Unbekannte. In der Körperarbeit spüren wir das sofort: Wenn die Füße landen, der Tonus weicher wird, der Atem tiefer, der Brustkorb freier, entsteht Raum. Raum für Wahl, für Initiative, für Mut. Genau dort beginnen „Mutwurzeln“ zu wachsen.

Den Kontakt zum Boden erneuern

Mut beginnt erstaunlich oft in den Füßen. Wenn wir wahrnehmen, wie sicher die Fußsohlen landen, wie das Gewicht verteilt ist, wie der Boden uns trägt, entsteht im Nervensystem sofort eine Veränderung. Der Atem wird weiter, die Schultern sinken, der gesamte Körper findet Boden. Dieses Gefühl von Getragensein ist die erste Schicht von Mut.

Innere Bilder – ein Schlüssel im TRAGER®-Ansatz

Innere Bilder haben im TRAGER®-Ansatz eine unmittelbare Wirkung. Sie führen nicht nur zu Entspannung, sondern verändern Tonus, Gleichgewicht und Bewegungsqualität. Wurzeln, die aus den Füßen in die Erde wachsen; ein feines Pulsieren in den Fußsohlen; ein Aufsteigen dieser Schwingung bis in die Hände – diese Bilder sind kraftvolle Impulse für das Nervensystem. Sie vermitteln Halt, Richtung und ein Gefühl von Zugehörigkeit im eigenen Körper. Auch besonders dann, wenn du selbst eine Sitzung gibst – denn du kannst du das weitergeben, was du slebst in dir trägst.

Sanfte, schwingende Bewegung statt Willenskraft

Mut entsteht nicht durch Anstrengung, sondern durch Durchlässigkeit. Die weichen, rhythmischen Bewegungen, die TRAGER® ausmachen, fördern genau das: eine mühelose Aufrichtung, die aus dem Boden kommt; eine größere innere Klarheit; Grenzen, die aus Präsenz entstehen und nicht aus Verteidigung. Wenn Aufrichtung nicht „gehalten“, sondern getragen wird, entsteht ein Körpergefühl, das Mut möglich macht – ohne Druck, ohne Kampf.

Das Nervensystem nähren – Mut als erweiterte Regulation

Mut ist Regulation, die sich traut, sich auszudehnen. Alles, was unser System beruhigt, verlangsamt und uns nach innen bringt, stärkt unsere Mutwurzeln. Das sind oft kleine, stille Erfahrungen: ein Atemzug, der den Brustkorb weitet; ein Blick nach innen; ein Moment bewegter Stille; eine Berührung, die Sicherheit schenkt; ein Wort, das gut tut. Solche Mikroerfahrungen sind wie ein unterirdisches Wurzelwerk – unscheinbar, aber entscheidend für Stabilität.

Warum Erdung im TRAGER®-Ansatz so bedeutsam ist

Wenn die Füße kaum wahrgenommen werden, versucht der Körper oft, sich über Anstrengung oben zu halten. Das führt zu Druck im Rücken, Spannung in den Schultern und einem Gefühl von „mich selbst stützen müssen“. Im TRAGER®-Prinzip entsteht Aufrichtung von unten nach oben: Die Füße geben den Impuls, der Körper folgt organisch, der Brustkorb öffnet sich, die Schultern sinken, die Atmung weitet sich. Diese mühelose Aufrichtung stärkt unmittelbar das Gefühl von Vertrauen – und genau daraus wächst Mut.

Was geschieht, wenn Mutwurzeln wachsen?

Wenn Mutwurzeln wachsen, entsteht ein klareres, ruhigeres, tragfähigeres Körpergefühl. Entscheidungen werden leichter. Grenzen fühlbarer. Der Blick wird offener. Viele Menschen beschreiben, dass sie sich innerlich weiter, ruhiger und zugleich lebendiger fühlen. Besonders wertvoll ist die Erfahrung von Verbundenheit: Wurzeln wachsen nie allein. Wie ein Myzelium berühren sich unsere inneren Wurzelwerke, nähren sich, geben Halt. Ein Blick, ein Gespräch, eine achtsame Berührung kann sofort spürbar machen: Ich bin nicht getrennt.

Manchmal müssen wir Mut gar nicht suchen. Wenn unser innerer Boden stabiler wird, wächst Mut wie von selbst – leise, aber eindeutig. Dann hört man diese innere Stimme: Jetzt. Ich trage dich. Genau in solchen Momenten entsteht die tiefste Form von Vertrauen: Ich bin gehalten. Ich bin gemeint. Ich bin geliebt. Aus diesem Wissen wächst Mut, der nicht laut oder heroisch sein muss. Er ist ein stilles Ja zum Leben.

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