Vom Spüren zum Verstehen – Stimmen aus dem TRAGER®-Level 1
Herzlich willkommen bei Vom Leben berührt, deinem Podcast für transformative Körperarbeit. In dieser Folge kannst du nicht nur reinhören, sondern auch das vollständige Gespräch mit TeilnehmerInnen der TRAGER®-Ausbildung nachlesen.
Zu Wort kommen Menschen, die sich auf den Weg gemacht haben, TRAGER® kennenzulernen – eine sanfte, tiefgreifende Form der Körperarbeit.
In einem lebendigen Austausch erzählen sie von ihren Erfahrungen im ersten Ausbildungsmodul (Level 1, zwei mal drei Tage): Was hat sich für sie persönlich und beruflich verändert? Welche Fragen oder Gedanken begleiten sie weiter?
Lesezeit 25 Min.
Für eine inspirierende Zusammenfassung (3 Min. Lesezeit) klicke hier.
Mit diesem Podcast lade ich dich ein, die Welt der Körperarbeit neu zu entdecken – als Erfahrungsraum, als Inspiration und vielleicht auch als Wegbegleiterin in deiner eigenen Praxis. Gerade wenn du mit Menschen arbeitest oder dich für ganzheitliche Ansätze interessierst, findest du hier wertvolle Impulse für dein Wirken. Ich wünsche dir viel Freude und Inspiration beim Zuhören.
Ich freue mich sehr, euch alle hier dabei zu haben – und bin neugierig, was ihr mitgebracht habt an Fragen, an Erfahrungen.
Ankommen im Moment – Gemeinsame Mentastics
Petra: Doch bevor wir einsteigen, mag ich gerne mit einer kleinen Mentastic beginnen – eine Einladung, um gemeinsam bei dir selbst anzukommen und in dem Raum, den wir hier miteinander teilen. Seid ihr einverstanden?
Aus dem Hintergrund: Ja, schöne Idee.
Petra: Dann spüre zuerst die Kontaktflächen deiner Füße auf dem Boden. Spüre, wie der Boden, die Erde, dich trägt. Nimm auch deine Sitzbeinknochen wahr – wie kleine Füßchen, die dich mit deiner Sitzfläche verbinden und verankern. Von deinem Becken aus darf deine Wirbelsäule wie eine sanfte, kraftvolle Fontäne aufsteigen. Vielleicht magst du spüren, wie dein Atem vor deinem inneren Auge deine Wirbelsäule hinauf- und wieder hinabfließt. Mit dem Ausatmen darf das Gewicht deiner Muskeln – zum Beispiel deiner Arme und Schultern – der Schwerkraft folgen und sinken. Gleichzeitig darf deine Wirbelsäule weiter nach oben wachsen. Mit dem Einatmen entsteht Weite und innerer Raum. Mit dem Ausatmen dürfen die Schultern behutsam schmelzen, der Kiefer weich werden, die Stirn sich glätten.
Beide Pole dürfen da sein – Loslassen und Entspannen sowie Aktivierung und Aufrichtung. In diesem Spiel, in dem sich beide Pole einander annähern, wird deine Mitte, dein Hook-up, genährt und findet neue Kraft und Halt. Wie weich darf dein Atem fließen? Wie darf er dich von innen her berühren und beleben? Vielleicht hat dein Atem heute auch eine Farbe? Wie mag sich diese Farbe vielleicht in deinem Körper ausbreiten? Wie möchte sie sich in dir bewegen? Magst du dich von ihr, deiner Farbe, behutsam bewegen lassen? Vielleicht tauchen Bilder auf.
Und was spürst du im Körper? Gibt es ein Gefühl, das dem entspricht? Oder auch Gedanken? Lass alles da sein. Alles darf da sein. Und nimm all das mit in unser Gespräch. Wenn du magst, darfst du immer wieder zu deinem Atem, zu deiner Farbe zurückkehren – zu der Aufrichtung deiner Wirbelsäule als kleiner Anker – während wir einander zuhören und unsere Erfahrungen teilen.
Wie schön, euch alle hier zu sehen. Und die Birgit ist jetzt auch zu sehen – wie schön. Sind wir vollzählig? Herzlichen Dank für euer Hiersein. Vielleicht mag eine*r einfach beginnen – entweder mit einer Frage oder auch mit einem Erfahrungsbericht: Wie war das Level 1 für euch? Was durfte daraus für euch erwachsen? Wo steht ihr heute?
Vom Zögern zur Freiheit – die eigene Bewegung finden
Anja: Ja, ich möchte da gerade einfach anknüpfen an die Mentastic. Ich habe für mich gemerkt – das ist ein total wichtiger Teil. Und es macht so viel aus, wenn man einfach mal zulässt, wieder in sich reinzuspüren, wieder Kontakt mit sich aufzunehmen. Viele trauen sich das ja gar nicht. Ich merke das auch bei vielen meiner Klient*innen. Beim TRAGER Level 1 erinnere ich mich noch an unsere lustige „Heidi-Session“ – ihr wisst alle, was ich meine. Dieses „aus sich rausgehen“, den Körper fühlen lassen, sich einfach bewegen – das macht im Alltag kaum jemand. Da ist viel Scheu. Aber wenn man diese Schwelle einmal überwunden hat – wirklich fühlt, spürt, passieren lässt, was geschieht – dann tut sich richtig was. Auch in Workshops. Wenn ich sage: „Wir tanzen jetzt einfach mal“, sind viele erstmal gehemmt. Aber was das mit dem Körper macht, wenn man es wirklich mal tut! Ich mache das auch zu Hause. Ich begleite das mit der Frage: Wie könnte es denn noch leichter und freier sein?
Wenn ich Anspannung spüre oder irgendetwas in mir ist, sage ich mir: Anja, halt mal inne – wie wär’s denn noch freier? Wie könnte es leichter sein? Dann mache ich ein paar kleine Übungen. Und das ist der Witz: Dann geht es wirklich besser. Es ist so einfach. Nur kleine Stellschrauben.
Weniger tun, mehr wirken: Eine neue Haltung in der Körperarbeit
Anja: Wenn ich nochmal auf das Level 1 schaue – was da besonders war: Ich massiere ja beruflich. Und da ist natürlich die Intention, dass ich etwas bewirken will – lockern, dass sich der Mensch besser fühlt, leichter fühlt. Aber TRAGER ist eine ganz andere Herangehensweise. Ich bewege mich anders, arbeite mit meinen Händen anders. Im Level 1 habe ich wirklich gelernt: Weniger ist mehr. Wirklich annehmen.
Doro sagte einmal so schön: „Anja, das ist, als ob du noch nie ein Bein gesehen hast. Und plötzlich ist es da – und du fragst dich: Wie will das denn sein? Wie kann das noch lockerer sein?“ Genau dieses „Nichts-wollen-Wollen“, einfach nur sich verbinden, da sein – ohne etwas erreichen zu müssen. Und dann schauen, was geschieht – so leicht wie möglich. Und plötzlich fließt alles wie von selbst. Ich finde das so unglaublich, was trotz dieser Leichtigkeit im Körper passiert. Das hat mich sehr berührt – und begeistert mich nach wie vor für die TRAGER-Arbeit.
Mit inneren Bildern in die Lebendigkeit
Petra: Wie schön. Ja – und die Mentastics sind ja auch ein Gewahrsein für sich selbst. Und wenn dieser Raum neu ist, wenn man sich selbst mit liebevoller Zuwendung begegnet, dann ist das für manche wie ein weißes Blatt Papier. Da ist erstmal ein großes Fragezeichen: Wie komme ich da hin?
Wir hatten in unserem Level 1 ja auch so einen besonderen Raum – wir waren in unserer Blase. Und dann ging das irgendwie wie von selbst. Für mich war das auch ein Geschenk, ein echtes Highlight, wie wir gemeinsam Mentastics gemacht haben: Einer hatte ein inneres Bild, eine Bewegung dazu, gab es weiter – und der Nächste hat es weitergesponnen. Ich hatte vorher noch diesen kleinen Mini-Podcast von mir gespielt – „Stöhn, Seufz – Ahhh – die Ursprache des Körpers“. Und das hat richtig was geöffnet. Danach sind wir regelrecht explodiert in Lebensfreude.
Manchmal braucht es nur diesen kleinen Switch. Und wir dürfen geduldig mit uns sein, einladen, kleinschrittig vorgehen. Nicht dieses: „Jetzt geh mal voll aus dir raus“ oder „Lass doch mal locker“ – da macht das System sofort zu. Sondern wie in der kleinen Mentastic, die ich gerade angeleitet habe: „Kannst du deine Füße auf dem Boden spüren?“ Oder: „Kannst du fühlen, wie das Gewicht deines Körpers in den Sitz sinken darf?“ Das ist schon eine kleine Tür. Und so darf es sich entfalten – Step by Step.
Sanfte Präsenz: Wenn Hände lauschen
Petra: Danke dir für das Feedback – und auch: Weniger ist mehr. Gerade wenn man aus eher herkömmlichen Methoden kommt… Ich lasse aber lieber euch sprechen, aus euren Erfahrungen, aus euren Berufsfeldern: Was hat das bei euch bewirkt?
Für mich ist es ein Lernprozess – immer wieder neu: Wie sanft kann die Antwort meiner Hände sein? Und – wie du gesagt hast, Anja – dass meine Hände fragen können: „Was wäre leichter und freier in diesem Moment?“ Manchmal kann ich das aussprechen, manchmal braucht es nicht mal Worte. Und dann antwortet schon das Gewebe, etwas öffnet sich. Das ist manchmal fast magisch. Ich erreiche die Menschen in einer viel größeren Tiefe. Was wir schenken, sind Fühlerfahrungen.
Wenn Gäste sagen: „Es ist alles gut.“
Petra: Genau. Ja, liebe Jutta – dein Mikro darfst du gerne noch freischalten.
Jutta: Ja, wo du vorhin gesagt hast, wie das bei den Gästen ankommt… Ich habe im Hotel massiert, und die waren so begeistert. Ich habe ihre Füße behandelt – also den Kolben, die Kaffeemühle, die Glocke – und das kam so gut an. Ganz ohne vorher zu sagen: „Wie kann es noch leichter sein?“ Das kam einfach durch die Antwort des Gewebes. Das war total beglückend – als würde ich sie zum allerersten Mal berühren. Dann hatte ich noch eine weitere tolle Massage zu Hause. Ich habe erst die Körpervorderseite mit TRAGER behandelt – und nach einer halben Stunde sagte die Frau: „Eigentlich wäre jetzt alles gut. Eigentlich müssten wir gar nicht weitermachen. Ich fühle mich am ganzen Körper einfach leicht und gut.“ Dieses Absichtslose – das ist wirklich ein Geheimtipp. Ein Schlüssel.
Petra: Danke dir, liebe Jutta.
Absichtslos und präsent: Der sanfte Schlüssel zur Tiefe
Petra: Ihr könnt natürlich auch Fragen stellen – was euch innerlich bewegt oder einfach was geschehen ist. Wie nehmt ihr euch selbst wahr? Vielleicht kann die Absichtslosigkeit, von der Jutta gerade gesprochen hat, auch in uns etwas mehr Raum finden – dass wir nicht so sehr im Leistungsmodus sind. Jetzt gehen gleich zwei Hände hoch. Ich glaube, dein Mikro ist schon auf.
Anke: Ja, genau. Gerade diese Absichtslosigkeit war für mich in letzter Zeit nochmal so ein Schlüssel. Ich habe beim Behandeln gemerkt: Wo kann ich leichter, freier und sanfter werden? Also ich.
Petra: Du in dir, in deinem Körper?
Anke: Ja, genau – wo in mir, in meinem Körper. Ich bin Physiotherapeutin und lasse TRAGER® in meine Behandlungen einfließen. Neben meiner Behandlungsbank sehe ich mich manchmal im Spiegel und denke: „Oh – das sieht anstrengend aus.“ Also frage ich mich: Wo kann ich in mir weicher und sanfter werden?
Ich komme aus einer Behandlungsmethode, bei der ich die Muskulatur viel löse – eigentlich auch mit sanftem Druck. Ich habe nach der TRAGER-Fortbildung gemerkt, dass ich noch sanfter geworden bin. Ich kommuniziere jetzt wirklich mit dem Gewebe. Und das funktioniert genauso gut wie feste drücken – im Gegenteil, sogar oft effektiver ist.
Dieses Leichte und Sanfte, wie ich dem Menschen begegne, kommt auch zurück. Ich habe das besonders bei einer Patientin gespürt: Wenn ich ihren Körper ins Schwingen bringe, ich auch schwinge. Seit dem Seminar, dass sich auch bei mir ganz viel löst und vieles in Bewegung gekommen ist. Ich habe neue Kurse begonnen, probiere neue Dinge aus. Es ist, als würde meine Muskulatur anfangen zu schmelzen. Alles kommt ins Fließen – und daraus entsteht Neues. Es ist sehr schön.
Petra: Wow, das klingt super. Wenn sich innere Verspannungen und Blockaden lösen, fließt auch der Geist – wird freier, weicher, offener. Du kommst ganz anders in deine Umsetzungskraft. Dinge, die vorher vielleicht im Zweifel stecken geblieben wären, bahnen sich plötzlich wie von selbst. Diese Absichtslosigkeit hat ein weites Spektrum, wohin sie sich ausdehnen kann. Ich freue mich sehr – gratuliere dir! Und was für einen neuen Kurs hast du angeboten?
Anke: Ich habe jetzt einen Kurs mit Natural Movement angeboten. Da lasse ich auch Mentastics (mental Gymnastic) mit einfließen. Natural Movement heißt: alle Bewegungen, die der Körper eigentlich machen will – die wir ihm aber im Alltag kaum noch anbieten. Rollen, Krabbeln, Klettern, Springen, Hängen, in Bäume hängen, Balancieren, Rennen, Jagen… Und auch da frage ich oft: Wie kann es noch sanfter, wie kann es noch leichter sein? Das ist eine wunderbare Ergänzung.
Petra: Ja, dieser erforschende Aspekt: Was möchte mein Körper gerade? Ihn zu Wort kommen zu lassen, ihm Raum zu geben. So entdecken Kinder das Leben – mit und durch ihren Körper. Und das können wir uns als Erwachsene auch wieder zurückerobern.
Wie Anja gesagt hat: Wir waren im Kurs komplett frei, haben uns bewegt, getönt, uns von inneren Bildern überraschen und bereichern lassen und sind einfach in den Ausdruck gegangen. Das ist Leben pur.
Anke: Das Leben spielen.
Petra: Das Leben spielen, genau! Nicht mehr arbeiten – das Leben spielen. Danke dir.
Lauschen statt leisten: Wenn der Körper führt
Doro: Kannst du mich hören?
Petra: Ja, Doro, gerne. Ich kann dich hören.
Doro: Für mich ist diese Absichtslosigkeit gerade als Physio so erleichternd und entlastend, weil ich eben nichts machen „muss“. Ich muss nicht wissen, was ich denn zu tun oder zu habe. Und jemand von mir erwartet, dass ich etwas löse, heile oder am besten „wegmache“. Ich weiß von vornherein: Ich weiß nicht was kommt und lasse mich komplett auf den Moment ein. Bei mir ist es inzwischen fast umgekehrt: Ich mache TRAGER – und wenn es passt, fließt etwas Physiotherapie mit ein. Es ist komplett anders geworden bei mir.
Petra: Und dann antwortet der Körper und nicht, weil du etwas willst oder weil du etwas machst oder manipulierst oder analysierst oder diagnostizierst und befundest.
Doro: Der andere Körper spricht mich zuerst an und sagt mir, was ich machen soll. Er oder sie bittet oder fragt oder etwas zieht mich hin – und dann gehe ich intuitiv dorthin. „Ah, was ist denn da?“ Und dann geht es einfach weiter.
Wenn ich vorher wissen würde und da steht drauf, was ich machen soll, entsteht ein Erwartungsdruck. Stattdessen sage ich: „Wir schauen einfach mal.“ Ich habe keine Ahnung – und auch meine Klient*innen dürfen keine Ahnung haben. Wir schauen gemeinsam, was kommt. Und das funktioniert – selbst bei Menschen, die eigentlich aus der Physio kommen und sagen: „Ich hab da Schmerzen, da muss man jetzt was machen.“ Z.B. die Schulter ist frozen. Ich habe vorher keine Ahnung und sage: „Lass uns schauen.“ Und wenn wir genau da ankommen – wunderbar. Wir müssen beide keine Ahnung haben.
Petra: So schön. Die Nina war gestern bei mir und hat als erstes gesagt: „Meine Schulter ist frei“ Im Kurs war es ja noch so schmerzhaft für sie. So kann das einfach passieren.
Doro: Ja, genau.
Petra: In diesem Spiel trifft sich die Intuition mit der Körperweisheit. Und alles bündelt sich in diesem absichtslosen, freien Raum. Danke dir, liebe Doro, für deinen Teilen.
Spürbare Veränderung – auch für die Behandlerin
Petra: Die Birgit hat sich noch gemeldet – und die Jutta. Ich glaube, die Jutta war zuerst?
Jutta: Alles gut. Ich wollte den Punkt aufgreifen von Anke und auch von der Jutta– wie sich das eigene Arbeiten in der Massagepraxis beeinflusst hat. Da fließt tatsächlich jetzt immer mehr Bewegung ein – auch für meine Klient*innen. Ich verwende zu Beginn einer Sitzung einzelne Elemente und Bewegungen aus dem Kurs, die wir gelernt haben. Mein Eindruck ist: Das vertieft das Ergebnis deutlich, als wenn ich nur den Rücken knete, Muskeln dehne oder Druckpunkte bearbeite – ja, das wirkt. Aber das Lockern, das Schwingen, das sanfte Berühren – das geht deutlich tiefer, als bei dem, was ich vorher gemacht habe. Die Entspannung und Erholung ist für den Klienten viel größer.
Und für mich selbst gibt es zwei Aspekte. Ich frage mich immer wieder: „Wie könnte es leichter gehen?“ Gerade bei längeren Behandlungen, die körperlich auch anstrengend sein können, erinnere ich mich daran: Wie kann ich leichter stehen? Wie kann ich meinen Griff weicher werden lassen? Das ist wie ein kleines inneres Mantra, das mich begleitet – damit ich nicht ausbrenne bei der Arbeit und zu anstrengend wird.
Insgesamt fasziniert mich diese Verbindung: TRAGER ist für mich ein Angebot. Ich bewege mich und bin gleichzeitig verbunden mit der Person. Ich mache ein Bewegungsangebot. Und dann beobachte ich, wie der Körper es aufnimmt – manchmal nur in einem Bereich, manchmal im ganzen System. Das finde ich sehr faszinierend!
Für mich ist das jetzt genau der richtige Moment, TRAGER in meine Arbeit als therapeutische Masseurin zu integrieren. Diese Bewegungsangebote machen mir Freude – und sie machen auch mich selbst leichter.
Petra: Ja wie schön. Danke dir, liebe Jutta.
Spielerische Leichtigkeit im Alltag – Mentastics leben
Petra: Und du, Birgit?
Birgit: Ja, ich möchte… Bin ich gut zu verstehen?
Petra: Sehr gut. Perfekt.
Birgit: Danke. Ich möchte gerne nochmal auf die Mentastics zurückkommen. Auf der einen Seite liebe ich dieses Spielen im Alltag. Ich merke zum Beispiel: Wenn ich ein Schraubglas in der Hand habe und die Salatsoße schüttele, macht es mir Spaß zu spüren, wie sich die Bewegung durch den ganzen Körper ausbreitet. Dann tanze ich manchmal ein bisschen – beim Spülen oder bei anderen Alltagsdingen. Das macht mich froh. Dieses Spielerische bringt Leichtigkeit in mein Leben, meinen Alltag – und auch in meine Arbeit.
Trotzdem fallen mir die Mentastics in einer Session manchmal schwer. Wenn ich mit der Frage beginne: „Wenn du dir jetzt einen Moment Zeit nimmst, in dich reinzufühlen – was spürst du?“ … dann kommen oft Antworten wie: „Meine Schulter ist verspannt“ oder „Meine Lendenwirbelsäule tut weh.“ Und dann entsteht gefühlt sofort die Erwartung, dass ich genau dort mit TRAGER arbeite – wie in einer Massage.
Aber das passt nicht zu dem ganzheitlichen Ansatz, weil ich ja den ganzen Körper berühre. Ich brauche von euch nochmal einen konkreten Zugang: Wie kann ich Mentastics sprachlich einführen? Wie kann ich sie in eine Session integrieren, sodass es rund und stimmig bleibt?
Selbstberührung als Einladung zum Dialog
Petra: Die Aufmerksamkeit geht natürlich schnell dahin, wo es weh tut. Viele kommen mit dem Gedanken: „Da tut es weh – also wird da behandelt.“ Wenn du also fragst: „Wo geht deine Aufmerksamkeit in deinem Körper hin?“ und jemand antwortet: „Meine Schulter“, dann könntest du zum Beispiel sagen:
„Leg das Gewicht deiner Hand auf deine Schulter und lass das Eigengewicht deiner Hand einsinken. Fühle die Schwerkraft.“
Und dann vielleicht weiter:
„Wie wäre es, wenn sich deine Schulter der Hand entgegenbewegt?
Wie könnten Hand und Schulter miteinander in einen kleinen Dialog treten?
Welche Bewegung mag dein Kopf mitnehmen, um sich der Schulter anzunähern?
Welche Bewegung tut dir gut?“
Birgit: Wunderschön!
Petra: Ja auch einfach mit Selbstberührung einzuladen, eröffnet ein Gefühl von Selbstwirksamkeit. Man wird nicht abhängig von einem Therapeuten, der etwas „wegmacht“, sondern bekommt Werkzeuge an die Hand. Gewicht spüren, schmelzen lassen, sich hingeben – so kann Bewegung ganz natürlich entstehen. Und das geht überall im Körper. Wenn z. B. die Lendenwirbelsäule schmerzt, lege die Hände hin, beginne sanft zu tanzen, dass sich der Rücken den Händen entgegen räkelt und streckt. Mit der Frage, was tut mir jetzt gut, was kann dem Gewebe guttun – sich räkeln wie eine Katze. Länge, Weite, Entlastung. Das wäre ein Angebot oder eine Möglichkeit.
Birgit: Vielen Dank. Das gibt mir ein direktes Gefühl dafür, wie ich Menschen einladen kann – vor allem diejenigen, die sich selbst kaum Zeit nehmen und über sich schnell hinwegehen und und sagen: „Ach, mir geht’s gut“ oder „Ich hab nichts.“ Deine Beispiele helfen mir, sie wieder in Kontakt mit sich selbst zu bringen. Und ja – manchmal braucht es eben etwas Zeit, bis sie dort ankommen. Das hat mir sehr geholfen. Dankeschön!
Kleine Impulse mit großer Wirkung
Petra: Und es gibt immer Menschen, die haben von sich aus einen Zugang dazu. Sie kommen schnell ins Spüren, ins Fühlen, bringen innere Bilder mit. Und mit denen kann man wunderbar weitergehen. Bei Manchen ist der Zugang vielleicht schwieriger – da reichen kleine Angebote. Und was für uns nach wenig klingt, kann für sie sehr viel bedeuten.
Wenn jemand nur einmal bewusst einen tiefen Atemzug wahrnimmt – und spürt, wie sich mit dem Ausatmen Spannung löst – dann kann das ein Mini-Moment sein, der Großes bewegt. Manchmal verändert sich durch so etwas der ganze Alltag.
Mentastics als Recall und sanfter Integrationsprozess
Petra: Jetzt hat sich die Anke nochmal gemeldet.
Anke: Ja, mir kam zu Birgits Frage noch etwas. Ich mache Mentastics oft erst nach der Behandlung – wenn die Menschen nicht mehr so sehr an „Was tut weh, was ist unangenehm“ festhängen, sondern schon in einem Wohlgefühl angekommen sind. Dann bringe ich manchmal einen kleinen Recall ein. Also die Frage: Wie kann ich dieses Wohlgefühl in den Alltag mitnehmen und immer wieder erinnern?
Ich leite dann sanfte Bewegungen an, die sich ganz spielerisch ausdrücken. Manche erzählen mir beim nächsten Mal: „Ich bin durch die Wohnung getanzt“ oder „Ich hab das ausprobiert.“ Das finde ich so wunderschön – wenn es sich so ganz natürlich in den Alltag integriert.
Petra: Ja.
Anke: Ich finde diesen Recall ganz großartig. Früher habe ich das auch schon ein bisschen gemacht – aber jetzt, in Verbindung mit Bewegung, Mentastics, bekommt es nochmal eine ganz andere Tiefe. Ob über Bewegung oder über innere Bilder – es wirkt einfach weiter.
Mentastics – flexibel, alltagstauglich, wirkungsvoll
Petra: Großartig. Genau darauf kommt es an. Und das kann ganz unterschiedlich aussehen: Mal ist eine Mentastic zu Beginn einer Session ausführlicher, mal ganz kurz, mal kommt sie erst am Ende – je nachdem, was sich zeigt oder je nachdem wie groß das Zeitfenster ist.
Ich nehme gerne die Fühlerfahrungen vom Tisch mit – ins Sitzen, ins Stehen, ins Gehen. Oft entsteht der Transfer ganz von allein. Oder ich frage: „In welcher Alltagssituation möchtest du dich an dieses Gefühl, an diese Qualität erinnern?“
Was ist da – und was möchte da sein?
Doro: Für mich ist eine andere Frage auch sehr hilfreich: „Was ist da – und was möchte da sein?“ Gerade wenn Menschen über Schmerzen sprechen, können sie meist sehr genau sagen, wie der Schmerz sich anfühlt, welche Qualität er hat. Ich frage dann: Ist er spitz, wie ein Messer? Oder dumpf, pochend, breitflächig?
Und wenn das einmal benannt ist, frage ich weiter: „Wenn deine Schulter reden könnte – was würde sie dir erzählen und was möchte sie?“ Das hilft vielen, sich ein Gegenbild zu wünschen. Und oft liegt darin schon der Weg zur Lösung.
Petra: Ja – das ist das Schöne: Wenn Menschen ihre eigenen Antworten finden. Wir stellen nur offene Fragen – an den Körper, an den Geist. Und ich muss es nicht wissen. Das nimmt viel Anstrengung heraus. Ich verliere keine Kraft. Ich erschöpfe mich nicht. Ich fühle mich nach einer Session, die ich gegeben habe, selbst leicht und befreit, beschwingt, verbunden, angebunden.
Ausdruck beginnt im Vertrauen
Anja: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich viele Klientinnen am Anfang gar nicht trauen. Sie wissen oft nicht, was wir von ihnen möchten. Wenn wir unter Kolleginnen üben, kennen wir das Spiel. Aber Klientinnen haben diesen Kontext nicht.
Wenn sie einmal da waren und ein Gefühl bekommen haben, worum es geht, was ich anbiete – dann öffnen sie sich ganz von selbst.
Aber am Anfang ist oft dieses: „Oh, das ist mir peinlich… Was soll ich denn da erzählen?“ Doch dann kommt es ganz natürlich. Viele nehmen es mit in den Alltag. Dann ist es plötzlich ganz normal, sich zu Hause mal sich sanft schütteln oder schwingen, eine Coladose locker wegkicken, tanzen. Dann ist es nicht mehr komisch: „Was sollen denn die Nachbarn denken?“ Sondern: „Das tut mir gut.“ Und das sind oft ganz kleine Dinge.
Petra: Ja, und das kann auch von Tag zu Tag unterschiedlich sein. Du darfst da ganz wohlwollend mit dir sein – auch wenn du noch suchst: Wie formuliere ich das? Wie spreche ich die Einladung so aus, dass sie ankommt?
Das ist ein Weg – ein -Finden. Und dann darfst du zu dir kommen und dich fragen: „Wie möchte es in mir sein?“ Und das ist oft schon die Brücke zum anderen – in die Verbindung und in den Prozess.
Freude an Bewegung – ein Perspektivwechsel
Jutta: Ich wollte noch anknüpfen: Ein großes Geschenk ist für mich die Freude – die Freude an Bewegung. Für mich ist das als Therapeutin, aber auch für meine Klient*innen oftmals eine neue Sichtweise.
Man kommt mit einer schmerzenden Schulter – aber man geht mit einem freudigen Gefühl. Nicht nur mit einer entspannten Schulter. Es bewegt sich auch etwas auf emotionaler und gedanklicher Ebene – nicht nur die reine körperliche Ebene wird angesprochen. Das ist eine schöne Verbindung.
Doro: Ja, das finde ich ganz interessant. Das Schöne ist: Es wird etwas Ganzes spürbar. Die Menschen merken: Ich bin ganz. Es gibt nicht nur eine Schulter. Wenn schon der kleine Finger weh tut, ist der ganze Mensch krank. Und wenn es dem kleinen Finger wieder gut geht, geht es dem ganzen Menschen wieder gut. Wir sind nicht isoliert, Diese große Verbindung zu spüren, ist so berührend, hat etwas Magisches, Philosophisches – etwas tief Lebensbejahendes. Nicht nur auf der mechanischen Ebene zu bleiben, sondern zu fühlen, das es anders ist.
Petra: Ja, zu erfahren, ich bin mehr als nur mein Schmerz, mehr als nur meine Schulter, meine schmerzenden Körperstellen, sondern mich auch als Ganzes Wesen zu begreifen. Und ich kann meinen Schmerz in diesem Ganzen annehmen.
Jetzt fliegen gerade ganz viele Herzen durchs Bild, wie schön!
Gegenwärtig beim Gast – das Gewebe spricht
Petra: Wie schön. Ich habe das Gefühl, dass Jana auch noch etwas sagen möchte – kann das sein?
Jana: Ja, durchaus. Der Kurs hat mich sehr viel weitergebracht. Inzwischen bin ich viel häufiger wirklich in der Gegenwart – bei meinem Gast. Ich spüre mehr das Gewebe, nehme viel mehr die Gewebeantwort wahr. Natürlich frage ich den Klienten, was braucht der Körper vor mir, was muss ich wissen, worauf soll ich eingehen? Die Gäste sagen mir das, aber das Gespür für das Gewebe selbst sagt mir oft noch viel mehr. Ich kann darauf eingehen – mit entsprechender Entspannung in mir selbst. Und dadurch habe ich heute viel mehr Möglichkeiten. Es ist wirklich bereichernd – ganz anders als ich meine Tätigkeit bisher wahrgenommen habe. Ich bekomme richtig Gänsehaut. Das ist so schön!
Petra: Ja, schön.
Wenn das Unbewusste in Resonanz geht
Doro: Darf ich noch etwas sagen?
Petra: Natürlich.
Doro: Das ist, wenn sich zwei Unterbewusstseine begegnen und austauschen. Die wissen ja viel mehr als der bewusste Körper.
Jana: Ja klar!
Petra: Das Feingefühl – meine Hände dürfen lauschen auf die Gewebeantwort. Das ist auch eine Tür, die sich öffnet – die sich auch für das Feingefühl für dich öffnet. Für mich ist es Voraussetzung, dass ich selbst mit mir in Kontakt bin, in meiner Präsenz. Und aus dieser Präsenz heraus und dann auf den anderen zugehe. Die Aufgabe ist nicht: ich bin nur für den anderen da und ich muss dem was Gutes tun und bin mit meiner Aufmerksamkeit nur bei dem Anderen und im Außen und ich verliere mich selbst dabei. Das ist ein (TRAGER-) Aspekt der ein Alleinstellungsmerkmal hat, dass ich in meinem Körper weich, präsent, fühlend bin – und daraus entsteht Kontakt. Nicht, weil ich mich selbst verlasse. Wenn ich gut mit mir verbunden bin, spürt das der andere als Anker. Das Nervensystem beruhigt sich automatisch. Er fühlt Sicherheit und es kann sich Vertrauen aufbauen. Der Klient kann dann auch seine Rolle loslassen – muss nicht mehr der „gute, brave Klient“ sein, der es dem Therapeuten recht macht.
Wenn ich bei mir und in mir zu Hause bin, in meinem Raum, in meinem Feld, dann öffne ich automatisch auch Raum für den anderen. Es geht darum, dass er oder sie sich selbst fühlt. Sonst vermischt sich alles in einem unklaren Miteinander – einer Art Verschmelzen.
Ein wichtiger Aspekt im Kurs war für mich auch das ehrliche Mitteilen, um differeinzierter mitteilen zu können: Was spüre ich in meinem Körper? Was fühle ich, was sind meine Emotionen? Und was denkt mein Kopf? So kann ich den Kontakt klären – zu mir und zum anderen.
Und das Schönste ist: Wenn jemand durch unsere Berührung tiefer mit sich selbst in Kontakt kommt.
TRAGER® wirkt auch auf dem Sportplatz
Petra: So schön. Ich glaube, die Jutta wollte noch etwas sagen?
Jutta: Ja, ich möchte gerne noch ein Erlebnis teilen.
Heute vor einer Woche habe ich meinen Mann geträgert – sonntags, vormittags. Danach ist er zum Sportplatz gegangen.
Er hat dieses absichtslose Sein total schön angenommen.
Am Abend habe ich ihn gefragt: „Wie wirkt es jetzt noch?“
Und er sagte: „Ich war total entspannt und ruhig. Der Schiedsrichter war ja unmöglich – aber ich bin so ruhig geblieben.“ Das war für mich wirklich Friedensarbeit. Er war so gelassen – und ich glaube, da können wir noch viel bewirken.
Petra: Genau. Das ist dieses Hook-Up.
Wenn ich im Hook-up bin, bin ich nicht im Getrenntsein.
Jutta: Das war für mich eine richtig überraschende Erfahrung. Damit hätte ich an dem Tag überhaupt nicht gerechnet.
Petra: Wie schön, dass du ihm auf diese Weise begegnen konntest – und er diese Erfahrung machen durfte. Jetzt fliegen wieder Herzchen… Alle freuen sich mit dir.
Rückverbindung – an das, was möglich ist
Petra: Gibt es noch etwas, was gesagt werden möchte –am Schluss?
Anke: Ja, kurz noch. Was mich so berührt: Ich habe das Gefühl, wenn Menschen nach einer Sitzung aufstehen und mich anschauen – ganz gelöst – dann ist es, als hätten sie sich wiedererinnert, wie es eigentlich sein kann. Wie es für sie gedacht ist. Das berührt mich selbst sehr.
Am Anfang war ich wirklich wie verliebt in die Methode.
Es war wie eine Liebe zum Leben – ein Rückerinnern daran, wie es sein kann, für uns alle.
Petra: Wie schön.
Das ist ein wunder-wundervolles Schlusswort. Ich möchte euch allen danken – für eure Bereitschaft, eure Offenheit, dafür, dass ihr euch hier in diesem Raum gezeigt und eure Erfahrungen geteilt habt.
Ich glaube, das kann für viele sehr wertvoll sein: Ein Blick hinter die Kulissen, auf Augenhöhe – um zu erfahren, was durch die TRAGER-Arbeit möglich wird. Wohin sie führen kann. Wie sie Wegbegleiterin werden kann.
Dafür danke ich euch von ganzem Herzen.
Abschlussworte
Petra: Danke, liebe Zuhörerin, lieber Zuhörer, dass du heute bei Vom Leben berührt dabei warst und Teil dieses lebendigen Austauschs geworden bist. Vielleicht klingt etwas in dir nach. Vielleicht möchte sich etwas weiter entfalten. Nimm dir Zeit dafür – und lass es in dir weiterklingen.
Wenn du neugierig geworden bist und dich für die TRAGER-Ausbildung interessierst: Alle Informationen findest du in den Shownotes – sowohl auf meiner Website als auch auf der Seite des Deutschen TRAGER-Verbands.
Ich freue mich, wenn wir uns in einer nächsten Folge von Vom Leben berührt wiederhören.
Von Herzen,
Deine Petra
Was berührt dich?
Ich freue mich über deine Gedanken, Impulse oder Rückmeldungen zur Folge – teile sie gern unten in den Kommentaren. Wenn du Fragen zur TRAGER®-Ausbildung hast oder wissen möchtest, ob sie zu dir und deinem Weg passt, schreib mir einfach eine E-Mail oder rufe mich an: resonanz@petrafeldbinder.de / 0177 4288246.
Ich freue mich, von dir zu hören!
Links
Ressourcen
- Podcast #35: Weniger ist mehr
- Podcast #36: Ehrliches Mitteilen als Weg zur authentischen Verbindung – im Gespräch mit Boris Urlbauer 👉 Transkript
- Podcast #37: Stöhn, Seufz, Ahhh – Die Ursprache des Körpers
- Podcast #38: Trager® und Mentastics – Die Kunst des verbundenen Lebens – Im Gespräch mit Ingrid Hörlezeder 👉 Transkript
- Podcast #39: Hook-up – Die Kunst ganz da zu sein