„Ich bin da, wo ich sein will“ – Wie Annahme den Körper öffnet und das Leben wieder fließt
Kennst du das? Du sitzt im Gespräch – und schweifst innerlich ab. Du spürst eine Verspannung – und tust so, als wäre sie nicht da. Du merkst, dass du müde bist – und machst trotzdem weiter.
So geht es vielen Menschen, Tag für Tag. Wir sind oft nicht da, wo wir eigentlich sind.
Mit den Gedanken woanders. Mit dem Gefühl im Widerstand. Mit dem Körper im Funktionieren.
Ein leiser, aber ständiger Kampf gegen das, was gerade ist.
„So wie es ist, darf es nicht sein.“
„Ich sollte anders fühlen, anders reagieren, schneller, besser, weiter sein.“
Diese Haltung – oft unbewusst – macht etwas mit uns. Sie engt ein. Sie hält fest. Sie trennt uns von dem, was wir gerade eigentlich erleben: Uns selbst.
Widerstand im Inneren – und im Körper
Auch in der Körperarbeit begegnet mir dieser Widerstand. Manchmal als Spannung im Gewebe.
Manchmal als Atem, der stockt. Manchmal als Blick, der ausweicht.
Und ich kenne ihn auch aus mir selbst. Ich spüre ihn, wenn ich innerlich dränge, etwas „lösen“ zu wollen.
Wenn ich ungeduldig werde. Wenn ich gegen das gehe, was gerade ist.
Doch genau hier liegt die Einladung. In der TRAGER® Körperarbeit bedeutet das, dem Widerstand nicht auszuweichen und nicht darüber hinwegzugehen – sondern ihm in Präsenz zu begegnen.
Ich spüre den Widerstand – und ich bleibe. Mit meinem Gegenüber. Mit mir selbst.
Ich werde langsamer. Weicher. Lausche. Und manchmal geschieht dann etwas Unerwartetes:
Etwas lässt los. Ganz von selbst. Nicht, weil ich etwas gemacht habe. Sondern weil ich nicht mehr im Widerstand war.
Was geschieht, wenn ich annehme, was ist
In der Tiefe geht es um eine Haltung: Bin ich gegen das, was gerade da ist – oder bin ich bereit, es anzunehmen?
Annahme heißt nicht: Gutheißen. Es heißt: Erkennen, dass es schon da ist.
Und aufhören, dagegen anzukämpfen.
Diese Haltung verändert alles – nicht nur im Behandlungsraum, sondern im Leben:
-
Wenn ich meine Müdigkeit annehme, kann ich ihr zuhören.
-
Wenn ich eine Spannung wahrnehme, kann ich ihr Raum geben.
-
Wenn ich traurig bin, darf das Gefühl sich zeigen – statt verdrängt zu werden.
Und im Körper? Wenn das Gewebe spürt, dass ich es nicht zwingen will – beginnt es, sich zu öffnen.
Ganz ohne Druck. Veränderung wird möglich, weil ich annehme, was gerade ist.
Was Widerstand wirklich kostet
Widerstand bleibt nie ohne Wirkung. Was wir innerlich ablehnen, drängt zurück.
Ob wir es merken oder nicht – Widerstand erzeugt Gegenwiderstand.
Das zeigt sich im Körper, wenn Spannung auf Gegendruck trifft.
Das zeigt sich in Beziehungen, wenn aus einem kleinen Nein ein großer Konflikt wird.
Und das zeigt sich im Alltag – wenn wir mit der Realität ringen, statt sie zu umarmen.
Dieser ständige innere Kampf kostet uns enorm viel Kraft. Kraft, die nicht fließt, sondern festhält.
Kraft, die blockiert, statt zu bewegen.
Am Ende des Tages sind wir erschöpft. Nicht nur vom Tun, sondern vom inneren Gegendrücken.
Und oft bleibt ein Gefühl von Leere – weil das, was wir aufrechterhalten, nicht wirklich unser Leben ist.
Wenn wir das erkennen, öffnet sich eine neue Frage:
Wie wäre es, nicht mehr gegen das Leben zu kämpfen – sondern mit ihm zu gehen und zu fragen: Was wäre leichter? Was wäre freier?
Wenn Annahme Raum schafft – und das Leben wieder fließt
Annahme ist keine Endstation. Sie ist eine Tür.
Wenn ich aufhöre zu kämpfen, entsteht Raum – innerlich und äußerlich.
Ein Raum, in dem sich etwas bewegen darf. Etwas, das lange festgehalten war.
Etwas, das vielleicht gar keinen Namen hatte – nur einen Druck im Brustkorb, einen Kloß im Hals, einen Widerstand im Gewebe.
Und dann, plötzlich, fließt etwas. Ein Atemzug. Ein Zittern. Eine Träne. Ein Lächeln.
Und mit ihm: ein kleines Aufatmen des ganzen Systems.
Präsenz ist der Boden.
Annahme das Wasser.
Bewegung entsteht von selbst.
In diesen Momenten wird etwas sichtbar, das tiefer liegt als jede Technik:
Die Lebendigkeit, die immer da war. Der Mensch hinter der Spannung. Das Wesen hinter der Funktion.
Nicht länger im Überlebensmodus. Nicht länger getrieben, verstrickt, unterdrückt. Sondern in Kontakt mit dem, was echt ist. Mit dem, was sich von selbst bewegen will. Mit dem, der oder die wir im Kern sind.
Die innere Qualität: Ich bin da, wo ich sein will
Diese Haltung beginnt nicht beim anderen. Sie beginnt in mir.
In der TRAGER® Arbeit ist es zentral, dass ich als Begleitende*r selbst in Kontakt mit mir bin.
Mit meinem Atem. Meinem Gewicht. Meiner Präsenz. Erst wenn ich selbst da bin, wo ich sein will, kann ich einen Raum eröffnen, in dem der andere sich sicher fühlt.
Ich bin nicht da, um etwas zu machen.
Ich bin da, um zu sein.
Und genau das – dieses tiefe, präsente Dasein – ist der Boden für Veränderung.
Das ist keine Technik. Es ist eine innere Qualität. Und sie ist spürbar.
Fazit: Präsenz heilt – nicht Druck
Ob im Alltag oder in der Körperarbeit: Veränderung braucht keine Anstrengung. Sie braucht Präsenz.
Sie braucht die Bereitschaft, still zu werden – und wahrzunehmen, was gerade ist.
Wenn wir den Widerstand nicht mehr nähren, wenn wir mit dem da sind, was sich zeigen will,
wenn wir sagen können:
„Ich bin da, wo ich sein will.“
– dann wird das Leben wieder spürbar. Dann fließt es. Dann wird das Sein lebendig – und aus Funktion wird Verbundenheit. Mit dem Körper. Mit der Welt. Mit uns selbst.
Podcast und Transkript
Wenn du tiefer in dieses Thema eintauchen möchtest, kannst du die aktuelle Podcastfolge anhören oder hier direkt das Transkript lesen. Manche Worte berühren besonders, wenn man sie hört – andere entfalten ihre Wirkung, wenn man sie in Ruhe liest. Vielleicht magst du beides verbinden und beim Lesen die Folge im Hintergrund mitlaufen lassen.
Transkript:
Herzlich willkommen zu einer neuen Folge bei „Vom Leben berührt – Transformative Körperarbeit“.
Heute teile ich mit dir wieder einmal eine intuitiv geschriebene literarische Miniatur.
Ein kurzer, dichter Text über innere Entscheidung, gelebte Präsenz – und den Moment, in dem etwas in uns still wird.
Es geht um das Ankommen in sich selbst. Darum, was sich verändert, wenn wir aufhören, gegen den Moment zu kämpfen.
Und darum, wie kraftvoll es sein kann, zu sagen: „Ich bin da, wo ich sein will.“
Lehn dich zurück, lausche – und vielleicht erkennst du dich zwischen den Zeilen.
Ich bin da, wo ich sein will
Ein Mann öffnet sein Jackett und lüftet ein Geheimnis.
Auf der Innentasche steht geschrieben:
„Ich bin da, wo ich sein will.“
Ich bin erstaunt – und spüre diese bejahende Kraft, die sich durch mich bewegt.
Wenn ich sage: „Ich bin da, wo ich sein will“, dann meine ich nicht, dass ich angekommen bin.
Ich meine: Ich bin bewusst unterwegs.
Ich laufe nicht mehr davon.
Ich laufe hin – und bin bereit, zu fühlen, was ist.
Ich erkenne: Niemand hat mich hierher geschoben.
Ich bin kein Opfer mehr der Umstände.
Ich habe mich entschieden.
Für diesen Ort.
Diese Lebensweise.
Diesen inneren Zustand.
Ich bin da, wo ich sein will – und genau das ist Freiheit:
Eine Freiheit, die in mir entsteht.
Und wächst.
Etwas hat sich verändert:
Ich höre auf, gegen den Moment zu kämpfen.
Und plötzlich wird es still in mir.
Wo vorher Druck war, entsteht Raum.
Wo ich früher festhielt, darf jetzt etwas fließen.
Kein Widerstand mehr – nur Gegenwart.
Und in ihr: Frieden.
In einer Welt, die ständig nach Mehr, Schneller, Weiter ruft, ist es ein radikaler Akt der Selbstachtung zu sagen:
Ich bin da, wo ich sein will.
Und: Es ist genug.
Es war nicht immer leicht. Es gab Zweifel, Umwege, Rückschritte.
Aber gerade diese Erfahrungen haben mich hierher geführt.
Heute weiß ich: Jeder Schritt hatte Sinn.
Heute bin ich da, wo ich sein will.
Nicht, weil alles perfekt ist –
sondern weil ich gelernt habe, mich selbst anzunehmen.
Und heute kann ich diesen Ort – innerlich wie äußerlich – fühlen.
Er ist das Ergebnis meiner Entscheidungen, meines Weges, meines Vertrauens in mich selbst.
✨ Ich freue mich, wenn du mir in den Kommentaren schreibst, welche Gedanken oder Erfahrungen beim Lesen in dir entstanden sind. ✨
Liebe Petra, dieser Text kommt für mich zur richtigen Zeit und berührt mich sehr und in meiner Tiefe. Ich habe ihn mehrmals hintereinander gehört und auch gelesen und die Worte fühlen sich so wahr an und erschaffen in mir ein Gefühl von Erleichterung und Hoffnung auf mehr Freiraum…. Freiheit. Herzlichen Dank dafür Angelika
Liebe Angelika,
wie schön, dass die Worte dich genau jetzt erreicht haben.
Möge sich dieser Freiraum in dir weiter entfalten – hin zu noch mehr Leichtigkeit und Freiheit. ✨
♥️
Ich bin da, wo ich sein will.
Hier. Ich bin hier.
Meine Existenz reicht.
Und alle Felder ordnen sich.
Auch das Körperfeld.
Durch mein anwesend SEIN.
Liebe Andrea,
deine Worte sind wie ein stiller Anker im Jetzt – kraftvoll und weit. ✨
Danke, dass du dieses Bild hier hinterlässt.