Der Körper weiß den Weg – Mentastics als Einladung zum Spüren, Entdecken und Loslassen
Mentastics – Bewegung, die nach innen führt.
Mentastics ist keine Technik im klassischen Sinn. Es ist ein forschender, spielerischer Zugang zum Körper – über einfache Bewegungen, innere Bilder und achtsame Wahrnehmung. Der Begriff setzt sich aus mental und gymnastics zusammen, doch anders als bei herkömmlicher Gymnastik geht es nicht um Leistung oder Training, sondern um Erfahrung: Was fühlt sich angenehm an? Welche Bewegung entsteht, wenn ich nicht lenke, sondern lausche?
Mentastics ist Teil der TRAGER® Methode – einer achtsamen Form der Körperarbeit. Sie unterstützt dabei, mehr Leichtigkeit, Beweglichkeit und Präsenz zu erleben. Ohne Anstrengung, ohne Ziel, ohne Muss.
Mehr Lebendigkeit – innen wie außen
Wenn wir uns auf Mentastics einlassen, beginnen wir, den Körper nicht mehr als „Werkzeug“ zu behandeln, sondern als empfindsames, weises Gegenüber. Wir entdecken: Bewegungen müssen nicht gemacht werden – sie dürfen entstehen. Eine einfache Frage wie „Wie könnte es sich leichter anfühlen?“ kann tiefgehende Prozesse in Gang setzen – körperlich wie emotional. So entsteht neue Beweglichkeit – nicht nur in den Gelenken, sondern auch im Denken, im Empfinden, im ganzen Sein.
Mentastics Übungen: Mit Bildern und offenen Fragen arbeiten
Mentastics lädt dazu ein, mit inneren Bildern, Impulsen und offenen Fragen zu spielen. Vielleicht fühlt sich das Gehen gerade so an, als würde ich durch warmen Sand laufen. Vielleicht schwingt mein Arm wie ein geschmeidiger Ast im Wind.
Diese Bilder sind keine Technik, sondern Einladung. Sie sprechen direkt zum Nervensystem und ermöglichen neue Bewegungsqualität – ohne, dass wir sie verstehen oder analysieren müssen. Der Körper antwortet auf seine Weise.
Ein offener Prozess – mit Tiefe und Vertrauen
Mentastics ist ein Prozess ohne Plan. Ich muss nicht wissen, wohin ich gehe – der Körper darf entscheiden. Es braucht kein Ziel, keine Vorgabe, keine perfekte Haltung.
Diese Offenheit kann ungewohnt sein – besonders in einer Welt, die auf Effizienz und Funktionieren ausgerichtet ist. Doch genau darin liegt das Potenzial: In der Erlaubnis zu forschen, zu spüren, zu entdecken. Ohne Bewertung. Ohne Druck.
Mentastics im Alltag: Kleine Inseln der Selbstverbindung
Mentastics lässt sich sanft in den Alltag integrieren. Eine kurze Bewegung am Schreibtisch, ein achtsamer Moment beim Zähneputzen, ein Innehalten beim Gehen – all das kann eine Einladung zum Spüren sein.
Die Wirkung liegt oft nicht in der Dauer, sondern in der Qualität der Aufmerksamkeit. Regelmäßigkeit entsteht nicht durch Disziplin, sondern durch Freude: Wenn ich nach einer kleinen Bewegung freier atme, klarer sehe oder leichter stehe – kommt die nächste fast wie von selbst.
Für sich selbst – oder mit anderen teilen
Mentastics kann allein praktiziert werden oder gemeinsam – in Gruppen, mit Klient:innen oder im therapeutischen Kontext. Wichtig ist dabei: Nicht führen, sondern einladen. Nicht korrigieren, sondern neugierig machen. Nicht überfordern – sondern Raum geben. Denn: Der Körper kennt die Antwort. Immer.
Essenz
Mentastics ist eine Einladung zum Innehalten. Zum Spüren. Zum spielerischen Entdecken des eigenen inneren Raums. Es ist ein stiller, freundlicher Weg zu mehr Freiheit – im Körper, im Geist, im Leben.
Mentastic-Podcast hören oder gleich hier erleben:
Heute nehme ich dich mit in eine Mentastic mit dem Namen Honigfließen.
Eine Bewegung wie warmer Honig – langsam, weich, tief.
Vielleicht magst du für ein paar Minuten alles andere loslassen und einfach mitfließen.
Die Übung beginnt im Stehen, weich in den Knien. Such dir einen ruhigen Ort, an dem du aufrecht und ungestört sein kannst. Und dann… lassen wir den Honig fließen.
Honigfließen
Abrollen. Das Gewicht meines Körpers beginnt den Weg nach unten.
Langsam, wohlig, präsent – so, wie es will.
Der Kopf, der Nacken, die Schultern, die Brustwirbelsäule, die Rippen, die Arme, der Rücken, Lendenwirbelsäule, Becken – alles schließt sich dem Fließen an.
Es fühlt sich an, als ob jede Zelle, jede kleine Faszie mitfließt, sich dehnt und ausweitet – gezogen vom Körpergewicht.
Unten angekommen – ein bisschen genießen – und wieder aufrollen.
Ich fühle mich neu an. Aufrecht. Erfrischt.
Und meistens geht es gleich wieder von vorne los,
weil es so unglaublich guttut.
Kennst du das, wenn zähflüssiger Honig langsam aus dem Glas fließt?
Es braucht Zeit, bis er sich bewegt.
Golden, majestätisch, langsam – mit eigenem Tempo.
So ein Bild kommt mir beim Abrollen.
Darum nenne ich es Honigfließen.
Zurzeit ist es meine tägliche Lieblings-Mentastic.
Das Prinzip funktioniert überall im Körper.
Es ist ein Sinken und Fließen. Ein Sich-Einlassen.
Es braucht nur Gewicht, das den Weg des Sinkens antritt –
und Muße. Denn der Weg des Honigs ist eigenwillig
und wird zeitlos gegangen.
Honig fließen
– süßes Nichtstun,
goldenes, eigenwilliges Fließen,
Ankommen bei mir selbst – im Hier und Jetzt.
Nur zu, probier es aus –
den Honigkopf trägst du immer bei dir.
Nimm dir noch einen Moment Zeit, um nachzuspüren.
Wie fühlt sich dein Körper jetzt an? Vielleicht erfrischt oder lebendig?
Gibt es etwas, das sich verändert hat – vielleicht in der Haltung, im Atem, in der Stimmung?
Du kannst dieses Gefühl von Fließen, von Weichheit, jederzeit wieder aufrufen –
im Stehen, im Sitzen, im Gehen…
manchmal reicht schon ein inneres Bild, um dich daran zu erinnern.
Ich freue mich sehr, wenn du mir einen Kommentar hinterlässt –
vielleicht magst du teilen, wie es dir mit dieser kleinen Reise ergangen ist.
Ich wünsche dir einen sanften, fließenden Übergang in deinen Tag – oder in deine Ruhe.
Liebe Petra,
„ich sollte noch Yoga machen bevor ich mich anziehe – fühle mich aber viiiel zu müde heute früh“. Das war mein Gedanke beim Wachwerden.
Dann finde ich – noch im Bett liegend – Deine mail und greife die Inspiration auf.
Das Honigfließen holt mich sanft und geschmeidig aus den Federn – ohne Anspruch. So starte ich nun in den Tag. Vielen Dank dafür!
Wir sehen uns morgen um 16:00 Uhr.
Herzlichst
Anita