Gehen – als Pendel des Lebens
In einer Welt, die oft von Eile und Hektik geprägt ist, lade ich dich ein, das Gehen als etwas Kostbares und Tiefgründiges zu erleben. Es ist mehr als nur ein Fortbewegen – es ist eine Möglichkeit, in dich hineinzuhorchen, deinen Körper zu fühlen und den Rhythmus des Lebens bewusst wahrzunehmen.
Dein bewusster Weg
Stell dir vor, du gehst barfuß oder in bequemen Schuhen und spürst bei jedem Schritt, wie deine Füße sanft den Boden berühren. Frag dich: Wie weich, wie sanft können meine Füße den Boden berühren? Indem du jeden Schritt bewusst setzt, verwandelst du das Gehen in eine kleine Meditation. Jeder Schritt wird zu einer Einladung, den gegenwärtigen Moment zu genießen und dich voll und ganz in deinem Körper zu verankern.
Die Harmonie deiner Bewegungen
Nimm dir einen Moment, um zu spüren, wie dein Becken frei schwingt und deine Schultern dem natürlichen Rhythmus folgen. Beobachte, wie dein Kopf auf der Wirbelsäule in seiner natürlichen Aufrichtung mühelos nach oben strebt, während dein Blick entspannt im Horizont verweilt. Diese Fragen – wie weich, wie frei schwingt mein Becken, meine Schultern? – helfen dir, ein Gefühl für deine innere Balance zu entwickeln. Jeder Teil deines Körpers spielt dabei eine wichtige Rolle: vom zarten Kontakt der Zehen bis hin zum weichen Nacken, der dir behutsam schwingende Stabilität schenkt.
Der federnde Gang und die Spiralbewegung
Stell dir einen federnden Gang vor, der die natürliche Spiralbewegung deines Körpers aufnimmt. Jeder Schritt wird zu einem Ausdruck von Leichtigkeit und Dynamik – ein harmonisches Zusammenspiel von Bewegung und Ruhe. Diese Spiralbewegung symbolisiert den ständigen Wechsel zwischen Aufbruch und Innehalten. Sie erinnert dich daran, dass das Leben nicht nur aus schnellem Vorwärtskommen besteht, sondern auch aus dem bewussten Erleben jedes einzelnen Moments.
Die Kraft der Langsamkeit
In unserer schnelllebigen Zeit ist Langsamkeit ein wahres Geschenk. Wenn du langsamer gehst, erlaubst du dir, jeden Schritt intensiver zu spüren und bewusster wahrzunehmen. Langsamkeit bedeutet, dir selbst und dem Moment mehr Raum zu geben. Es ist eine Einladung, die Schönheit des Augenblicks zu genießen und zu erkennen, dass wahre Stärke oft im Loslassen und Innehalten liegt. Wenn du langsam gehst, kannst du dich und deine Umgebung intensiver fühlen – und das ist eine Kraft, die weit über das bloße Gehen hinausreicht.
Fühlen und Mitfühlen – ein Prozess, der Zeit braucht
Das bewusste Gehen eröffnet dir nicht nur den Zugang zu deinem eigenen Körper, sondern auch zu deinen Mitmenschen. Dabei ist es wichtig zu erkennen, dass dieser Weg der Achtsamkeit sich nicht über Nacht entwickelt. Es braucht Zeit und Geduld, um deine Sinne so zu schärfen, dass du jeden Schritt und jede Bewegung wirklich spüren kannst. Stell dir vor, dass jeder behutsame Schritt ein kleiner Lehrer ist, der dir zeigt, wie du dich intensiver mit deinem Inneren verbinden kannst. Anfangs mag es ungewohnt erscheinen, bewusst wahrzunehmen, wie deine Füße sanft den Boden berühren oder wie sich dein Becken in einer natürlichen, freien Schwingung bewegt. Doch mit jedem Tag, an dem du dir die Zeit nimmst, dich auf diesen Prozess einzulassen, wächst dein Bewusstsein – und damit auch deine Fähigkeit, nicht nur dich selbst, sondern auch dein Gegenüber zu fühlen. Es ist wie das Stimmen eines feinen Instruments: Nur durch kontinuierliches Üben, Präsenz und behutsames Anpassen lernst du, den perfekten Ton zu treffen. Indem du dich selbst achtsam beobachtest, nimmst du dir die nötige Zeit, um zu spüren, wie deine Bewegungen im Spiel der schwingenden Gewichte dir helfen, deine Selbstwirksamkeit zu stärken und in der Hektik des Alltags zur Ruhe zu kommen. Dieser Prozess lehrt uns, dass wahres Mitfühlen und authentische Verbundenheit erst dann entstehen können, wenn wir bereit sind, jeden Moment in seiner Tiefe zu erfahren. Mit jeder sanften Berührung des Bodens unter deinen Füßen und jedem achtsam wahrgenommenen Impuls aus deinem Körper wächst deine Fähigkeit, empathisch zu sein – sei es als Therapeut, Bodyworker oder einfach als Mensch, der sein inneres Gleichgewicht sucht. Die Langsamkeit und die bewusste Selbstbeobachtung werden so zu einem wertvollen Pfad, der dich lehrt, die Welt intensiver zu spüren und in einem authentischen Miteinander zu leben. Lass dir Zeit und erlaube dir, den Prozess in deinem eigenen Tempo zu durchlaufen – jeder Schritt ist ein kleines Wunder, das dich näher zu dir selbst und zu anderen bringt.
Dich selbst beobachten und begleiten
Manchmal ist es hilfreich, dich selbst aus einer Beobachter-Perspektive zu betrachten. Halte inne und schaue dir an, wie du gehst – mit welcher Leichtigkeit, mit welchem Rhythmus. Diese Selbstbeobachtung ist kein Urteil, sondern ein liebevoller Dialog mit dir selbst. So lernst du, deine eigene Gangart zu schätzen und dich immer wieder neu auf den Weg zu machen – bewusst, achtsam und im Einklang mit dir und der Welt.
Essenz
Dein Gehen ist weit mehr als reine Fortbewegung – es ist eine Kunst, die dich dazu einlädt, intensiver und bewusster zu leben. Jeder Schritt, den du machst, trägt eine eigene Poesie in sich, die von der stillen Schönheit des Moments erzählt. Indem du dich auf deinen federnden Gang, die natürliche Spiralbewegung deines Körpers und die Kraft der Langsamkeit einlässt, entdeckst du, wie wertvoll das achtsame Fühlen ist. Es öffnet dir nicht nur den Zugang zu deinem Inneren, sondern befähigt dich auch, empathisch und einfühlsam auf dein Gegenüber einzugehen. Lass dich von dieser Achtsamkeit tragen und finde in jedem Schritt den Raum, um nicht nur dich selbst, sondern auch deine Mitmenschen liebevoll zu begleiten. Geh deinen Weg – sanft, bewusst und mit einem offenen und liebenden Herzen.
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Wie geht’s, wie steht’s?
Lustig, diese Frage wörtlich zu nehmen und damit nach dem Befinden eines Menschen zu fragen. Wie gehst du? Wie gestalten sich deine Schritte ins Leben – hastig-polternd, schlurfend oder kraftvoll und sanft? Welche Qualität haben meine Schritte? Sind sie achtsam, schwingend und lebendig?
Gehen als Ausdruck für Kontakt im Außen, Interaktion und Entwicklung. In welchem Tempo gehe ich? Will ich alles auf einmal erreichen oder kann ich auch genießerisch schlendern und dabei mich und meine Mitte spüren? Was nehme ich alles wahr, wenn ich gehe? Kann ich mich innerlich ausdehnen?
Stehen steht sinnbildlich für das Innehalten, den Kontakt mit mir selbst, die Pause, das Integrieren, das Sich-Setzen-Lassen, mich Atmen lassen und Zur-Ruhe-Kommen.
So gesehen ist es nicht nur eine leere Floskel, wenn ich frage: „Wie geht’s, wie steht’s?“ Vielmehr erkundigt sie sich danach, wie ausgewogen das Pendel zwischen Aktivität und Ruhe, zwischen Sympathikus und Parasympathikus, zwischen Geben und Empfangen, zwischen Ausdehnen und Zusammenziehen schwingt.
Ich lasse mich von der Welle des Lebens tragen und schwinge in der Dynamik von Licht und Schatten – von rechts nach links.
Reines Gehen ist erschöpfend, reines Stehen bedeutet Starre – und beides in seinen Extremen führt letztlich zum Tod.
Die Bejahung beider Zustände jedoch bedeutet Leben.
Jeder Schritt ist wichtig und ist er noch so klein.