Signale der Sicherheit – Wie wir innere Ruhe ausstrahlen und Verbundenheit schaffen
In einer Welt, die oft laut, hektisch und voller Unsicherheiten ist, sehnen wir uns nach Räumen, in denen wir einfach sein dürfen – ohne Druck, ohne Bewertung, einfach in Sicherheit. Doch was genau vermittelt uns dieses Gefühl der Sicherheit? Und wie können wir selbst zu einem Ruhepol für andere werden?
In diesem Artikel erforschen wir die Signale der Sicherheit – feine, oft unbewusste Zeichen, die zeigen, dass ein Mensch in sich ruht und anderen einen Raum voller Verbundenheit und Vertrauen schenken kann.
Warum sind Signale der Sicherheit so wichtig?
Unser Nervensystem ist ständig auf der Suche nach Hinweisen darauf, ob eine Umgebung sicher ist oder nicht. Diese Wahrnehmung geschieht meist nicht bewusst, sondern durch feine Signale, die unser Körper, unsere Stimme und unsere Präsenz aussenden.
Wenn wir in einem Zustand innerer Ruhe sind, kann unser Gegenüber das spüren – genauso, wie Anspannung oder Unruhe sich auf andere überträgt. Die Fähigkeit, Signale der Sicherheit zu senden, ist nicht nur in engen Beziehungen wichtig, sondern auch in beruflichen Kontexten, insbesondere für Menschen, die mit anderen arbeiten – wie Therapeut:innen, Coaches oder Bodyworker.
Wie können wir Signale der Sicherheit erkennen und aussenden?
Hier sind einige konkrete Wege, wie du selbst zur Quelle von Sicherheit und Verbundenheit werden kannst:
1. Körperhaltung und Präsenz – Wie du im Raum stehst
Deine Körperhaltung spricht Bände. Menschen, die in sich ruhen, haben eine offene, entspannte Haltung:
- Eine aufrechte, entspannte Wirbelsäule
- Weiche Schultern, die nicht hochgezogen sind
- Sanft-fließende Bewegungen ohne Hektik
Praxis-Tipp: Setze dich oder stelle dich bewusst aufrecht hin. Spüre, wie dein Körper von der Erde getragen wird. Lass deinen Atem tief in deinen Bauch fließen. Nimm wahr, ob irgendwo in deinem Körper Anspannung ist, und erlaube ihr, mit dem Ausatmen sanft der Schwerkraft folgend zu schmelzen und zu sinken.
2. Stimme und Tonfall – Sicherheit durch Klang vermitteln
Unsere Stimme verrät oft mehr als unsere Worte. Ein sanfter, ruhiger Tonfall ohne Hast kann ein starkes Signal der Sicherheit sein.
- Sprich mit Pausen – ohne Druck, sofort reagieren zu müssen
- Vermeide abrupte Tonlagen oder scharfe Betonungen
- Halte einen warmen, melodiösen Rhythmus
Praxis-Tipp: Probiere einmal aus, bewusst langsamer zu sprechen. Finde eine Tonlage, die sich für dich entspannt anfühlt. Sprich in einen Raum und spüre, ob deine Stimme Ruhe ausstrahlt oder Anspannung transportiert.
3. Blickkontakt – Das Auge als Brücke zur Verbundenheit
Ein sanfter, präsenter Blickkontakt kann eine tiefe Form der Sicherheit vermitteln. Er sagt: Ich bin da. Ich sehe und ich fühle dich. Ich bin mit dir verbunden.
- Halte den Blickkontakt weich und einladend, nicht starr
- Sei präsent im Moment, ohne abzulenken
- Lächeln kann den Kontakt verstärken – wenn es authentisch ist
Praxis-Tipp: Übe in Gesprächen, mit weichem Blick wirklich hinzusehen – ohne zu fixieren, sondern mit einer offenen, zugewandten Haltung.
4. Kohärente Atmung – Sicherheit durch gleichmäßiges, fließendes Atmen
Unsere Atmung ist ein direkter Spiegel unseres Nervensystems. Eine ruhige, gleichmäßige Atmung kann das Gefühl von Sicherheit verstärken und das vegetative Nervensystem in Balance bringen.
Die kohärente Atmung oder das Atmen im Kreis bedeutet, dass Ein- und Ausatmung gleichmäßig sind, ohne plötzliche Wechsel oder Pausen dazwischen. Es entsteht ein sanfter, kontinuierlicher Atemfluss, der das System stabilisiert. Durch diese harmonische Atmung wird der Vagusnerv sanft stimuliert, was die Regulation des autonomen Nervensystems unterstützt und einen Zustand von innerer Ruhe und Verbundenheit fördert.
- Atme in einem gleichmäßigen Rhythmus ein und aus, zum Beispiel im 5:5-Rhythmus (5 Sekunden Einatmen, 5 Sekunden Ausatmen)
- Vermeide erzwungene Atempausen oder abruptes Ausatmen
- Spüre, wie sich der Atem in einem natürlichen Kreis bewegt
Praxis-Tipp: Setze dich bequem hin und beobachte deinen Atem. Erlaube ihm, in einem sanften Fluss zu bleiben. Falls ein spontaner tiefer Atemzug oder ein Seufzer kommt, nimm ihn bewusst wahr – er ist willkommen und kann helfen, Anspannung loszulassen. (Hier ist ein Video, mit dem sich die kohärente Atmung üben lässt oder schau auch gerne hier für eine weitere Alternative.)
Was bedeuten Signale der Sicherheit für Bodyworker, Coaches und Therapeut:innen?
Wenn du als Therapeut:in, Coach oder Bodyworker arbeitest, ist deine Präsenz eines der wichtigsten Werkzeuge in der Begleitung von Menschen. Dein Gegenüber nimmt nicht nur deine Worte wahr, sondern auch deine Energie, deinen Körperausdruck und dein Nervensystem.
Wie kannst du Signale der Sicherheit bewusst in deiner Arbeit einsetzen?
1. Deine eigene Regulation als Schlüssel
Bevor du Sicherheit für andere schaffst, musst du sie in dir selbst finden. Deine Klient:innen nehmen feinste Nuancen wahr: Bist du wirklich präsent oder innerlich woanders?
Tipp: Nimm dir vor jeder Sitzung einen Moment Zeit, um dich selbst zu regulieren. Spüre deinen Atem, bringe deinen Körper in eine entspannte Haltung und erde dich.
2. Raum für Langsamkeit und Stille geben
Viele Menschen fühlen sich unwohl mit Stille. Doch als Begleiter:in kannst du lernen, Pausen zu halten, ohne sie sofort füllen zu müssen.
- Stille erlaubt es dem Nervensystem des Klienten, sich neu zu orientieren
- Langsamkeit signalisiert: Hier ist Zeit, nichts muss forciert werden
Tipp: Nach einer Frage oder einem Impuls nicht sofort sprechen. Warte, atme, halte den Raum.
3. Berührung mit Bewusstheit (für Bodyworker)
Wenn du mit Körperarbeit arbeitest, ist Berührung eines der stärksten Mittel, um Sicherheit zu vermitteln.
- Eine achtsame, sanfte Berührung kann tief beruhigend wirken
- Bewusster Kontakt bedeutet, den Körper des Klienten nicht nur mechanisch zu berühren, sondern mit voller Präsenz zu spüren
Tipp: Achte darauf, ob dein eigener Körper entspannt ist, während du berührst. Dein Zustand überträgt sich auf den Klienten.
4. Grenzen wahrnehmen und respektieren
Sicherheit entsteht, wenn Menschen wissen, dass ihre Grenzen respektiert werden.
- Achte auf feine Zeichen von Unwohlsein oder Überforderung
- Frage nach: Fühlt sich das gerade stimmig für dich an?
- Respektiere ein Nein – es stärkt das Vertrauen
Tipp: Übe, in Sitzungen immer wieder mal nachzufragen: Wie fühlt sich das für dich an?
Essenz: Sicherheit beginnt in dir – und strahlt nach außen
Signale der Sicherheit sind keine bloßen Techniken, sondern ein Ausdruck davon, wie verbunden wir mit uns selbst sind. Als Coach, Therapeut:in oder Bodyworker bist du nicht nur Begleiter:in, sondern auch ein Signalgeber für das Nervensystem deines Gegenübers.
Das Schöne daran: Je mehr du selbst in deinem Körper zu Hause bist, desto mehr schenkst du anderen das Gefühl, ebenfalls ankommen zu dürfen.
Mehr dazu in meinem Podcast „Vom Leben berührt“
Höre in meiner aktuellen Podcast-Folge eine literarische Miniatur über die Signale der Sicherheit – ein intuitiv geschriebener Text, der dich einlädt, tiefer in das Thema einzutauchen. Jetzt anhören und hier in geschriebener Form zu lesen:
Signale der Sicherheit
Auf welche Weise kann ich auf Signale der Sicherheit achten, diese anbieten und in mein Umfeld senden? Erst wenn ich mit mir selbst verbunden bin, wenn ich in meinem Körper zu Hause bin, bin ich fähig, einen Raum sicherer Präsenz zu schenken. Dann habe ich die Fähigkeit, empfangend und rezeptiv zu sein, mein Gegenüber wahrzunehmen – und das ohne zu urteilen, zu bewerten, zu bevormunden, zu manipulieren oder unbewusst und automatisch zu projizieren. Ich kann einfach da sein. Dich hören, fühlen und mit dem Herzen wahrnehmen. Das wird möglich, wenn ich um deine und meine Grenzen weiß und sie achte.
Meine Körperhaltung, meine Aufrichtung, weichfließende Bewegungen, die Tonfarbe und der Rhythmus meiner Stimme senden Gefühle der Sicherheit – oder eben nicht. Es hängt davon ab, von welchem inneren Ort aus ich spreche. Ist mein Nervensystem reguliert oder nicht? Bin ich im Kampfmodus, sympathikoton, oder im Zustand des ventral-vagalen Systems? Kann ich weiterhin in mir ruhen und Zeichen der Verbundenheit senden, oder lasse ich mich von dem Tohuwabohu in einen vermeintlichen Abgrund mitreißen?
Es gibt so viel, das ich über mich und die Welt lernen kann. Mir helfen offene Fragen, die neugierig bleiben. Doch wie schnell bin ich selbst getriggert, und in welchem Moment genau geschieht es? Mein Nervensystem kann sich zwischen zwei völlig verschiedenen Welten bewegen, und ich darf in jedem Moment neu entscheiden. Es ist wie das Lernen des Laufens: Wenn ich herausfalle, kann ich mich daran erinnern, wie verbundene Sicherheit das Leben nährt. Mit jedem weichen Atemzug finde ich zu mir und dir zurück.
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