Wie Urvertrauen entsteht und wie wir es in uns wachsen lassen können, möchte ich heute mit dir teilen.

Vielen Menschen fehlt der innere Halt, sie fühlen sich entwurzelt und getrennt. Technische Lösungen gibt es für alles, doch wie geborgen und befreit wir durch unser Leben gehen, dazu finden wir im Außen nicht die Antworten die wir suchen. Daher: wir können das Urvertrauen in uns nähren und stärken, auch wenn wir es bis jetzt noch nicht (hinreichend) in uns gefunden haben.

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Urvertrauen – Der Ursprung

Tiefes Urvertrauen verankert sich während der Schwangerschaft und in den ersten Lebensjahren. Im Mutterleib schwebt der Säugling wie in einem warmen Ozean schwerelos im nährenden Fruchtwasser. Getragen vom Rhythmus des Herzens und dem Klang der vertrauten Stimme der Mutter wird der Embryo rund um die Uhr über die Nabelschnur mit allem was es braucht bestens versorgt. Du darfst einfach wachsen. Das ist deine ureigene Natur. Im Mutterleib geschehen all diese komplexen Vorgänge wie von selbst. Du brauchst nichts dafür zu tun oder zu leisten. Du bist unendlich wertvoll und kostbar, einfach weil du da bist und weil das Wunder des Lebens durch dich strömt und dich Mensch werden lässt. In dir drückt sich das Universum und die Liebe des Lebens aus.

Dein Geburtsmuster

Im Mutterleib und als neu geborenes Baby bist du unendlich offen voller Liebe und Unschuld und nimmst mit großen Antennen alles in dich auf. Du nimmst die Gefühle der Mutter und auch des Vaters wahr. Du fühlst ob du willkommen bist, sicher und geborgen oder ob Gefahr und Unsicherheit droht. Du fühlst die Atmosphäre der Geburtsumgebung, ob Stress und Adrenalin im Raum ist oder warm und behaglich. Die allerersten Momente und Erfahrungen werden tief im Zellbewusstsein gespeichert und prägen maßgeblich unser künftiges Leben. Das Fundament für Urvertrauen wird gelegt. In unserer technisierten Welt, wo die Angst agiert, entwickelt sich je nach Erfahrung anstelle von Urvertrauen jedoch eine tiefsitzende Anspannung, Ohnmacht, innere Erstarrung, Existenzängste und/oder Verlassenheitsängste oder auch Wut, die sich wie eine Schicht unter alles legt und auch nicht selten unbewusst unsere späteren Beziehungen mit beeinflussen. Eine Art Grundspannung im System verhindert das wir offen und vertrauensvoll in unser Leben blicken und wirklich entspannen und loslassen können. Es ist, als würden wir mit der Geburt und dem Vergessen unserer Herkunft den Fall aus dem Paradies und den Urschmerz der Trennung erneut erfahren.

Als Homo sapiens werden wir evolutionsgeschichtlich drei Monate zu früh geboren. Würden wir nach einer zwölf monatigen Schwangerschaft zur Welt kommen würde der Kopf aufgrund seines Gehirnumfanges nicht mehr durch den Geburtskanal passen. Im Vergleich zur Tierwelt ist unser Körper daher noch nicht vollständig ausgereift und wir sind auf die Fürsorge und Pflege weitaus mehr als andere Lebewesen angewiesen. Das heißt, es braucht anhaltende, beständige, wärmende Fürsorge, Schutz und Sicherheit als wichtigste Zutat für körperliche und emotionale Entwicklung und Entfaltung.

Was uns in der Tiefe miteinander verbindet

Was ist, wenn wir all diese Liebe und kostbare Zuwendung nicht bekommen haben, so wie wir es gebraucht oder uns gewünscht haben? Was ist, wenn unsere Eltern schon nicht in sich ruhten, hungrig und bedürftig waren und ihnen das Urvertrauen fehlte? Durch eine Reise in meine eigene Geburt und Schwangerschaft (innerhalb eines Seminares), habe ich im Mutterleib deutlich fühlen können dass meine Eltern nicht beieinander stehen. Dieser Schmerz überwältigte mich. (Meine Eltern haben sich nie vor uns gestritten, doch als kleines Kind „wusste“ ich, dass sie sich eines Tages trennen werden, was sie taten, als ich 13 Jahre alt war.) Meine Mutter sagte „Ich kann nichts fühlen, da ist nur Leere!“ als sie ebenfalls in ihre eigene Geburt zurück gereist war. Als ihre Mutter mit ihr schwanger war, war mein Opa weit weg im Krieg. Auch ihre Eltern standen nicht beieinander. Meine Mutter tat alles, um diese innere Leere nicht fühlen zu müssen. Jeder entwickelt auf seine Weise Überlebensstrategien. Meine Mutter reagierte mit Wut und Rebellion und füllte die „Leere“ mit übermäßigem Essen und wilder Arbeitswut. Ich hingegen versuchte zu Hause jede Missstimmung auszugleichen, war das „brave Mädchen“ und verlor das Gefühl für mich selbst. Erkennst du dein Muster, das dir als Strategie geholfen hat, zu überleben? Spürst du deinen eigenen tiefsten Schmerz? Als Erwachsener können wir diese Muster entlarven und bewusst gehen lassen, denn sie verbrauchen unglaublich viel Energie. Wir strampeln und schimpfen, sind Opfer und grimmig, doch wenn wir hinschauen, können wir begreifen, dass wir alle die gleiche Sehnsucht in uns tragen und im Kern uns nichts voneinander trennt.

Durch dieses gemeinsame Erlebnis mit meiner Mutter durfte ich fühlen, mein tiefster Schmerz ist zugleich auch ihr Schmerz. Wir sind verbunden. Meinen Koffer voller Vorwürfe, der mich immer im Mangel und in der Trennung festgehalten hatte, konnte ich als Illusion abstellen.

Wir erwarten von unseren Eltern, dass sie niemals einen Fehler machen dürfen und das sie wissen müssen, wie Elternsein funktioniert. Dabei sind sie selbst noch verletzte Kinder, die versuchen, nicht die selben Fehler wie ihre eigenen Eltern zu machen. Sie haben zu jeder Zeit versucht, ihr Bestes für uns zu geben. Und wir dürfen einen anerkennenden Blick darauf werfen, was sie alles gut und richtig gemacht haben. Doch welche Schuld wir unseren Eltern auch zuschreiben wollen, wir haben von ihnen das größte Geschenk erhalten: unser Leben.

Wir sind Lebenskünstler

All die Erfahrungen die wir im Leben gemacht haben, hat uns zu dem werden lassen, der wir heute sind und nicht selten mobilisieren besondere Herausforderungen sogar besondere Kräfte in uns. Bist du schon einmal Steineichen begegnet? Im Siebengebirge wachsen diese knorrigen Eichenbäume am Stenzelberg direkt oben an der Felskante entlang. Ihre Wurzeln reichen nicht in fruchtbare, weiche Erde, sondern sie finden ihren Halt zwischen feinste und gröbere Felsspalten. Allein was der Wind und der Regen an Nährstoffen heranspült, dient ihnen als Nahrungsquelle. Es sind prächtige und erhabene Lebenskünstler, genauso wie wir.

In jedem Moment liegt die Chance der Heilung

Es ist nie zu spät für einen glücklichen Anfang. Es ist möglich, unsere Geschichte neu zu schreiben. Wir können die Wunden in uns heilen lassen, damit wir befreit in eine glückliche Zukunft gehen können. Denn in unserem tiefsten Schmerz liegt unser größter Schatz verborgen, der von uns ans Licht gehoben werden möchte. Als Frühchen wurde ich in ein entferntes Krankenhaus in eine Neugeborenen-Intensivstation gebracht. Meine Mutter war in der Schwangerschaft erkrankt und nicht reisefähig und auch mein Vater kam nicht, um mich zu begrüßen. So kam es, dass meine Eltern mich nach vier Wochen überhaupt das erste Mal gesehen haben. Isoliert und allein im Brutkasten fühle ich zutiefst, was es braucht und durch die Wahl meiner Berufung findet in der Berührungsqualität all die Liebe Ausdruck, in der wir gehalten sind und die uns darin erinnert, wer wir in Wirklichkeit sind, bevor wir aus dem Paradies gefallen sind. Verbunden mit dem tiefen Vertrauen, dass wir den Himmel auf Erden bereits in uns und in unser Leben tragen können. So bin ich durch die Erfahrung der Trennung und des Verlassen sein eine Botschafterin der Liebe und Transformation geworden.

Wie sich das Geburtserlebnis auch in der Körperarbeit hinein auswirken kann

Vor ein paar Jahren machte ich eine markante Erfahrung. Ich bekam von meiner Kollegin eine Massage. Sie berührte mich äußerst sanft und einfühlsam. Ich wünschte mir jedoch mehr Druckintensität. Sie spürte, dass ich unruhig wurde und beinahe wäre ich vom Tisch gesprungen „Bitte fass mich doch an!“ Das Gefühl, berührt und doch nicht berührt zu werden, machte mich fast aggressiv. Als ich sie dann im Gegenzug behandelte war jegliche Berührung (schon in ihrer Aura) fast zu viel. Der Bereich von Hals und Nacken waren komplett tabu. Und plötzlich viel es uns wie Schuppen von den Augen. Wir hatten beide völlig unterschiedliche Geburtserfahrungen gemacht. Sie war mit der Nabelschnur um den Hals gewickelt viel zu lange im Geburtskanal stecken geblieben. Für sie war jeglicher (Massage-) Druck von außen eine bedrohliche Gefahr. Ich war hingegen eine Sturzgeburt. Mir fehlte die Enge und der haltende Druck im Geburtskanal. Ich liebe es heute noch, mich mit luftgetrockneten Handtüchern abzuschrubbeln, um meine Körpergrenzen zu spüren und auch wenn ich Gewicht auf mir spüre, in Form einer schweren Decke oder wenn sich mein Freund mit seinem Gewicht auf mich legt, bis ich fast keine Luft mehr bekomme, entspanne ich mich in dieser besonderen Form des Bondings.

Wie wir im Alltag unser Urvertrauen nähren können

Kontakt mit Mutter Erde und Kontakt mit unserem Körper hilft zu erden – gibt uns Halt und Stabilität. In der Natur sein, Spaziergänge an der frischen Luft, barfuß durchs Morgentau oder sich im Sommer mal bäuchlings flach auf die Erde zu legen und den Duft der Erde einzuatmen, lässt uns aus dem Kopf in den Körper ankommen und mit der Erde verbinden. Wo immer wir sind, können wir mit dem Ausatem das Gewicht unseres Körpers wahrnehmen und sinken lassen; spüren, wie der Stuhl auf dem wir sitzen, die Matratze auf der wir liegen uns trägt und hält. Auch wenn wir mit den Früchten von Mutter Erde in Berührung kommen und uns frische Sachen zum Essen zubereiten, erden wir uns und erfahren nährende Qualitäten, die das Urvertrauen in uns wecken und stärken.

So wie wir ein Same im Mutterleib waren und alle Weisheit und alle Informationen in uns tragen, um zu einem wundervollen Menschen heran zu wachsen, so können wir uns mit der Natur verbinden und uns vorstellen, wir atmen unsere Seele immer tiefer in unseren Körper hinein. Du kannst dir vorstellen, du bist ein großer, kraftvoller Baum und deine Wurzeln reichen tief ins innere der Erde hinein und verankern und verbinden dich mit der Quelle des Lebens und den unermesslichen Reichtümern von Mutter Erde. Klares Quellwasser mit Nährstoffen, Liebe und Licht strömt durch deine Wurzeln und durch deinen gesamten Körper hindurch bis in den letzten Winkel deiner Krone hinein, die weit in den Himmel empor steigt und dich mit der Liebe des Universums verbindet. So stehen wir kraftvoll verbunden zwischen Himmel und Erde. Kein Sturm kann uns etwas anhaben und im Sommer spendet der Baum wunderbaren Schatten und süße Früchte.

Das Wurzel-Chakra steht für Urvertrauen

Aus dem Ayurveda, der traditionellen indischen Heilmedizin wissen wir, dass es sieben Haupt-Energiezentren gibt, in der unsere Lebensenergie fließt. Das erste Chakra ist das sogenannte Wurzelchakra und befindet sich bei den Frauen zwischen den Eierstöcken und bei Männern am Perineum (Damm). Es entwickelt sich direkt nach der Geburt und erhält seine Prägung in den ersten sechs Monaten. Es steht für die energetische Verbindung mit der Erde und den Themen Urvertrauen, Stabilität und Lebenswillen. Es bildet die Basis für alle anderen Chakren.

Vertrauen in deine eigenen Ressourcen

Wir neigen all zu leicht dazu, uns selbst schlecht oder klein zu machen und das Negative in unserem Leben zu sehen. Doch wenn du auf dein bisheriges Leben zurückschaust, kannst du sehen, wie viele Krisen und Probleme du bereits mit Bravour gemeistert und geschafft hast! Wie oft bist du schon aufgestanden und hast aus Herausforderungen gelernt und Lösungen gefunden. Schau anerkennend darauf, wie viel du schon erreicht hast. Du hast immer dein Bestes gegeben. Erkenne all das Wertvolle in dir. Jeden Tag können wir ein bisschen mehr in dieses unerschütterliche, grenzenlose Bewusstsein hineinwachsen, das wir sind. In deiner Geschichte bist du dein eigener Held und deine eigene Heldin mit einem unermesslichen Vertrauen in deine Stärken.

Vertrauen in die Hilfe die für dich da ist

Wenn du noch einmal in dein Leben zurück blickst, erinnerst du dich daran, das, wann immer du Hilfe und Unterstützung gebraucht hast, sie für dich da war? Menschen waren plötzlich an deiner Seite, die an dich geglaubt haben, die dir Zuspruch gaben, dir einen wichtigen Hinweis gaben oder eine wichtige Adresse, was auch immer gerade in diesem Moment auf deinem Weg wichtig war. Oder dir fällt ein Buch oder ein Artikel in die Hände, der genau die Information enthält, die du in dem Moment gebraucht hast um weiter zu kommen. Wie Engel stehen Menschen an unserer Seite. Schenken wir dem Leben unser Vertrauen. Wenn deine Wunden heilen, heilt die ganze Welt.